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Tonbandstimmen - ein Gottesgeschenk

Erfahrungsbericht von Wolfgang Wienkoop

Den nachfolgenden Erfahrungsbericht hat uns unser blinder Kollege Wolfgang Wienkoop aus Berlin geschickt. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise, welche wertvollen Impulse von unseren behinderten Kollegen kommen. Interessant sind hier auch besonders seine aktiven Sterbebegleitungen. Diese Arbeit und seine Tonbandstimmenexperimente füllen sein Leben ganz und gar aus.

Ich bin seit 1993 Mitglied im VTF. Vom Phänomen der paranormalen Tonbandstimmen hörte ich erstmalig im Jahre 1970 durch das Ehepaar Wagner. Ich hatte eine nachtodliche Existenz nie angezweifelt, im Gegenteil: Ich hatte mich schon sehr früh an der Grenze von der Kindheit zur Pubertät mit dem Tod auseinandergesetzt und auch mit allen Fragen, die dieses Thema berühren. Doch nachdem ich von diesem Phänomen erfuhr, faszinierte es mich zwar, aber es ging mir so wie vielen von uns, ich hatte erst einmal Furcht. Es kam mir zwar immer wieder in den Sinn, wenn ein Bekannter oder Freund starb, aber wie die meisten Menschen versuchte ich, es zu verdrängen. Auf der anderen Seite jedoch interessierte mich dieses Thema doch immer wieder brennend.

Später, in den Jahren 1982 und 1984, starben meine Eltern. Ich war einstmals Krankenpfleger und bin durch Invalidität erwerbsunfähig. Bei dem Ableben meines Vaters hatte ich das Gefühl, da ich das alles sehr gut verkraftete, ich könnte für andere noch etwas tun. Mir fielen so viele Menschen ein, die in Hospitälern liegen, die dort enden und niemanden haben, aber gern jemanden hätten. So begann ich im Jahre 1984 mit Sterbebegleitungen. Nun war dieses Thema hochaktuell. Und mir fiel wieder das Phänomen auch der Tonbandstimmen ein.

Zwei Jahre später, 1986, schickte mir ein Bekannter eine Cassette mit paranormalen Stimmen zu. Nun hörte ich erstmals direkt diese Stimmen, die aus dem Jenseits kamen. Sie faszinierten mich und ließen mich einfach nicht mehr los. Der letzte Beweis für dieses Phänomen waren jedoch für mich eigene Experimente. Und so saß ich an einem Sommerabend 1986 - ich war gerade in eine neue Wohnung eingezogen, meine Frau war irgendwo - zu Hause und fing an zu experimentieren. Anfangs ohne Erfolg. Ich experimentierte aber zunächst nur, wenn ich allein war, denn meine Frau war strikt dagegen. Nach zwei Monaten erfolglosen Experimentierens hatte ich erstmalig Erfolg. Es meldete sich eine ganz schwache Flüsterstimme, eine reine Mikrofonstimme - von Radioeinspielungen wusste ich nichts - und sagte mir, ich solle weitermachen. So probierte ich anfangs jeden Abend und die Stimmen kamen öfter, aber irgendwie kam ich nicht weiter. Dann kam ein Bekannter, der ebenfalls mit den Experimenten begonnen hatte, ebenfalls erfolgreich. Gemeinsam bekamen wir dann mehr und deutliche Stimmen. Er war im VTF schon einmal Gast gewesen und erklärte mir die Radiotechnik.

Nun wurde es lebendig auf dem Tonband. Es kamen sehr viele und ganz unterschiedliche Aussagen. Nur irgend etwas machte ich falsch in meinem Inneren. Ich hatte eine falsche Vorstellung, ich glaubte, diese Menschen da drüben würden nun mein Leben meistern, ein fürchterlicher Unsinn. Sie sagten mir sehr drastisch die Wahrheit und baten mich, diese Einspielungen erst einmal einzustellen. Und so war erst mal wieder ein Jahr lang Funkstille. Aber es bewegte mich immer wieder. Ich dachte nach, warum man mich so hart rausgeschmissen hatte. Und ganz, ganz langsam kam ich in die richtige Richtung. Eines Nachts träumte ich, ich wäre drüben. Einige sehr nette Menschen erklärten mir, ich sollte mich doch wieder über Tonband melden, ich hätte es nun begriffen.

Ich zögerte noch einige Tage, dann beschloß ich, es noch einmal zu wagen. Meine Frau schimpfte, aber ich ließ mich nicht abbringen. Ich stellte ein Radio auf, ein Tonbandgerät und ein Mikrofon. Ich stellte Fragen, wartete ab und nach einiger Zeit beendete ich die Einspielung und schaltete das Gerät ab. Ich setzte mir einen Kopfhörer auf und hörte. Was da kam, war alles unwahrscheinlich lustig. Ich saß in meinem Wintergarten und man bemerkte, dass draußen die Glocken läuteten, was wirklich zu diesem Zeitpunkt stimmte. Eine ganz lustige Begebenheit gab es unmittelbar, als ich das Gerät abschaltete. Das Aufnahmegerät stand im Wohnzimmer und ich kam aus dem Wintergarten ins Wohnzimmer. In dieser Zeit meldete sich eine weibliche Stimme auf dem Band, die sagte "Jetzt kommt er", und kurz danach: "Da vorn ist es offen". Ich fasste an meine Hose und tatsächlich, sie war offen.

Ich war also erst einmal wieder gepackt und spielte täglich ein. Ich gewann dadurch eine andere Lebenseinstellung. Es kamen wertvolle Warnungen, mitunter auch vor schlimmen Menschen. Einmal bin ich davor bewahrt worden, bestohlen zu werden. Auch andere Warnungen kamen, die stimmten. Es kamen aber auch lustige Aussagen. Manchmal wurde ich aber auch ein wenig geneckt. Ich hatte die Angewohnheit, immer über das Geld zu jammern. Eine Stimme erklärte: "Ostern kommt ganz viel Geld". Es war nicht weit von Ostern, nur auf das Geld konnte ich lange warten. Ich musste noch begreifen, dass Geld in der anderen Welt wirklich keinen Wert mehr hat. Diese Menschen sind einfach fröhlich, sie sehen mehr. Das alles konnte ich begreifen.

Dieses Phänomen ist eine enorme Bereicherung für mich. Die Jenseitigen sind mir wirklich gute Freunde geworden und es werden mehr, es kommen neue hinzu.

Ich begleitete weiterhin Menschen, mit denen es für diese Welt zu Ende ging und alle haben sich bis jetzt mindestens einmal gemeldet, viele sogar öfter. Ich denke an eine Begebenheit aus dem Jahre 1993 zurück. Ich war gerade in den VTF eingetreten, nachdem ich schon Jahre experimentiert hatte. Ich hatte auch mein erstes Hannoversches Mikrofon gekauft. Ich hatte eine Frau begleitet, die im 73. Lebensjahr an einer Hirnblutung verstarb. Im Krankenhaus war ich in den letzten Tagen rund um die Uhr bei dieser Frau, die nachher auch schon komatös war, aber ich sprach mit ihr. Ich wusste, sie würde mich hören. Schließlich ging sie in die andere Welt. Nun war ich an einem Kontakt zu dieser Frau besonders interessiert, denn die Tochter machte mir in einer Sache Vorwürfe. Sie konnte ihre Mutter selbst nicht begleiten, sie schaffte es einfach seelisch nicht und meinte, ich hätte in einigen Sachen falsch gehandelt, so dass ich selbst Gewissensbisse bekam. Das wollte ich nun genau ergründen. Vier Wochen nach dem Tod dieser Bekannten sprach ich sie an, immer wieder in Abständen von ein, zwei Tagen. Vier Monate nach ihrem physischen Tod kam dann, mit Wasserplätschern als Träger, eine sehr deutliche Stimme. Sie nannte nicht ihren Namen, aber ich wusste, sie konnte es nur sein, Gertrud D. Sie hatte immer einen Spruch zu ihren Lebzeiten: "Der alte Gott lebt noch". Nun kam vom Tonband: "Bei Ihnen lebt der alte Gott". Nun war ich sicher, dass ich bei dieser Frau nichts falsch gemacht hatte, ihr muß meine Begleitung gefallen haben. Sie hat auf diese Weise Danke gesagt.

Inzwischen sind 14 Jahre vergangen, in denen ich aktiv Tonbandstimmenforschung betreibe mit meinen bescheidenen finanziellen Mitteln. Es macht mir immer noch große Freude, wenn ich auch nicht mehr jeden Tag einspiele. Die Sensation ist weg, es ist einfach normal geworden. So wie ich mit einem Freund telefoniere, so normal ist es für mich, einzuspielen. An irgend einem Tag kommt der Gedanke: Ich muß mal wieder mit den Freunden sprechen. Es gibt auch stimmenlose Tage, aber meistens kommt etwas. Was kommt, ist oft lustig, manchmal auch ernst, manchmal kleine Warnungen, aber in irgendeiner Weise doch wertvoll.

Viel von Gott habe ich gehört, jedoch seltsamerweise wenig von Jesus Christus. Ich bin selbst zwar christlich erzogen, aber in meinem Innern hatte ich dies alles einmal abgelehnt. Ich hatte meine eigenen Vorstellungen. Diese Menschen sprechen irgendwie anders, nicht wie ein Pfarrer in der Kirche, man hört richtig heraus, wie sie Gott betrachten. Es ist eine solche Bereicherung, eine besondere Erfahrung. Viele Erfahrungen kann ich mit anderen Kollegen teilen. Für mich ist dieses Phänomen einfach ein Gottesgeschenk und mir wurden auch andere Mittel in die Hand gegeben. Wenn ich mein Leben überblicke, weiß ich, dass alles so kommen mußte, wie es kam. Ich bin mit 21 Jahren verunglückt, erblindet und zum Teil mehrfach behindert. Ich konnte meinen Beruf als Krankenpfleger nicht mehr ausüben. Schließlich kam die Rente und die gab mir eins, und das war Zeit, Zeit, meiner wirklichen Bestimmung nachzugehen.

Heute begleite ich nicht nur Sterbende, ich betreibe auch so etwas ähnliches wie Trauernachsorge. Ich spreche mit Angehörigen von Menschen, die ich begleitet habe oder auch nicht begleitet habe. Im Augenblick telefoniere ich häufig mit einer Frau, die sehr wahrscheinlich einmal zu uns stoßen wird. Ich bin dabei, ihr den Kontakt zu unseren Freunden nahezubringen. Sie hat dadurch neuen Lebensmut gefunden, sie ist glücklich, ihr verstorbener Mann ist nicht in einem dunklen Nichts, sie weiß, dass er vorhanden ist, sie hat ihn gehört. Sie hat wieder Humor bekommen und vieles Schöne am Leben wiederentdeckt.

Ich wünsche allen Kollegen viel Erfolg und ein gutes Gelingen. Niemand sollte so schnell aufgeben, die Geduld lohnt sich. Ich kenne Kollegen, die haben bis zu zwei Jahre warten müssen, ehe sie Kontakt bekamen. Irgendwann aber, wenn man nur ausdauernd genug ist, lohnt es immer und der Erfolg stellt sich ein.

Anmerkung der Redaktion: Wir hoffen, dass dieser eindrucksvolle Erfahrungsbericht auch die anderen blinden oder sehbehinderten Kollegen motivieren kann, auch einmal über ihre persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Wer sich nicht selbst das Schreiben zutraut, der kann mir auch gern eine Cassettenaufsprache schicken. Ich werde die Aufsprache abschreiben und das Manuskript einreichen.

Uwe Wagner


(Erschienen in der VTF-Post P 101, Ausgabe 4/2000)