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Der MiniDisc-Recorder
Ein Verfahren zur digitalen Speicherung und Wiedergabe setzt sich durch Überblick über die MiniDisc-Technologie und ihre Verwendung im VTF
Vortrag von Theo Bleitgen
gehalten auf der Jahrestagung 1998 des VTF in Fulda
Die digitale Speicherung und Wiedergabe von Schallereignissen hat in
den letzten Jahren immer größere Bedeutung erlangt, und so kam
es, daß frühere Aufzeichnungsmethoden immer mehr in den Hintergrund
gerieten. So hatte zum Beispiel das Tonband die Schallplatte verdrängt,
der Recorder verdrängte im Heimbereich die große Tonbandmaschine,
die wiederbeschreibbare CD verdrängte teilweise den DAT-Recorder,
und nun ist die MiniDisc im Begriff, vorerst im Bereich der Privatkonsumer,
sogar allen genannten Aufzeichnungsmethoden das Vorrecht abzunehmen.
Bei der MiniDisc handelt es sich um ein magneto-optisches Speichermedium,
das heißt: Es wird in Kombination ein Laser und ein Tonkopf zur Magnetisierung
eingesetzt. Die MiniDisc kann gewissermaßen als die Kombination einer
CD und einer Computer-Diskette betrachtet werden. Die eigentliche Platte
- nur 64 mm im Durchmesser - befindet sich in einem kleinen Plastikgehäuse
und ist darin vor Beschädigungen geschützt. Ähnlich wie
bei einer Computerdiskette befindet sich am Gehäuserand ein kleiner
Schieber, welcher die aufgezeichneten Daten vor einem versehentlichen Überschreiben
sichert. Die maximale Spielzeit beträgt 74 Minuten bei Stereo und
148 Minuten bei Monoaufnahme. Eine derart lange Spielzeit auf einem Medium
von nur 64 mm Durchmesser unterzubringen, ist nur durch den Einsatz einer
Datenreduktion zu erzielen. Dieses mit der Bezeichnung ATRAC benannte Verfahren
macht sich die bekannten Eigenschaften des Gehörs zunutze, redundante,
also überflüssige Informationen in dem Schallereignis zu lokalisieren,
und zu entfernen. Über eine recht komplizierte Spektralanalyse, die
während der Aufnahme im Gerät selbst erfolgt, wird die Beschaffenheit
des Tonmaterials untersucht und alle Informationen, die (nach Meinung der
Entwickler) für das Hörerlebnis nicht wichtig sind, werden so
erkannt und aus dem Signal entfernt. Durch diese Datenreduktion bleibt
nur etwa 1/5 der Datenmenge übrig, die bei einer vergleichbaren Aufnahme
auf einer CD oder einem DAT-Recorder aufgezeichnet würden.
Die Aufnahme erfolgt wie beim normalen Recorder zunächst analog
und wird dann mit 16 Bit und 44,1 kHz digitalisiert. Aber
erst nach der Digitalisierung wird im Gerät diese Datenreduktion vorgenommen,
und zwei Effekte finden hierbei besondere Beachtung. Einmal ist dies der
Verdeckungseffekt und weiter die frequenzabhängige Hörschwelle
unseres Gehörs. Wenn zum Beispiel ein lauter und ein leiser Ton gleichzeitig
erklingen, und frequenzmäßig nahe beieinander liegen, erkennt
das menschliche Gehör den leiseren Ton, je nach seiner Stärke
nur noch schwer, oder gar nicht mehr. Beim Einsatz von ATRAC wird im MiniDisc-Recorder
die leisere Information aus dem Signal entfernt. Maßgebend ist dabei
die eben genannte Hörschwelle. Unterhalb einer gewissen Lautstärke
nimmt das Gehör bestimmte Töne nämlich nicht mehr wahr.
Diese Hörschwelle liegt am niedrigsten bei etwa 4 kHz. In diesem Bereich
ist unser Gehör also am empfindlichsten.
Die mit der MiniDisc aufzeichenbare Frequenzbandbreite liegt zwischen
20 Hz und 20 kHz und die Wiedergabequalität steht infolge der reduzierten
Daten der einer CD nur unmerklich nach. Eine Verwendung der MiniDisc aus
Gründen der Datenreduktion für unsere Einspielungen abzulehnen
würde bedeuten, daß wir päpstlicher wären als der
Papst. Betrachten wir nämlich unsere Aufnahme- und Wiedergabegerätschaften,
so nutzen wir im Höchstfalle einen Bereich von 100 Hz bis 10 kHz aus,
welcher in den meisten Fällen, durch die Verwendung von Mittelwellen-
und Kurzwelleneinspielungen, noch weiter nach unten begrenzt werden könnte.
Und selbst eine Bandbegrenzung auf die beim Telefon übliche Bandbreite
von 300 Hz bis 3,5 kHz würde die Sprachverständlichkeit von paranormalen
Informationen nicht wesentlich beeinträchtigen. Anders verhält
sich diesbezüglich die Spracherkennung, wenn es darum geht, die aufgenommene
Stimme einer bestimmten Person zuzuordnen. Hier ist die Beschneidung des
Frequenzbandes auf das Niveau einer Telefonqualität nicht empfehlenswert.
Unsere Kollegin Johanna Wagner aus Berlin, welche als mutige Vorreiterin
in Sachen MiniDisc gilt, konnte bei ihren Einspielversuchen eine Qualitätssteigerung
im Gegensatz zur analogen Aufnahme feststellen. Sie hatte ebenso den Eindruck,
daß sie mehr Stimmen erhält, und daß dieselben eben anders
klingen. Anzunehmen ist dabei, daß dieser gehörmäßig
andere Eindruck zum einen in der Rauschfreiheit der MiniDisc zu suchen
ist, und zum anderen in einer besseren Aussteuerung. Denn anders
als bei einer analogen Aufnahme auf dem Bandrecorder ist man nämlich
gezwungen, bei einer digitalen Aufnahme peinlichst genau auf den Aussteuerungs-Pegel
zu achten, also in keinem Fall zu übersteuern. Digitale Verzerrungen
klingen nämlich fürchterlich und eine Aufnahme ist normalerweise
damit verdorben. Dabei wäre anzumerken, daß die meisten
der bei uns eingeschickten Bänder einen hohen Übersteuerungsanteil
enthalten. Intermodulationsprodukte sind aber weder bei einer analogen,
noch bei einer digitalen Aufnahme nachträglich zu entfernen.
Alles in allem stellt sich die MiniDisc als ein äußerst interessantes
Aufnahmemedium dar, und sie wird ihren Platz auch bei der Tonbandstimmenforschung
einnehmen können. Trotzdem wird eine Untersuchung notwendig sein,
um herauszufinden, wie sich die bei der MiniDisc verwendete Datenreduktion
auf die Bildung von paranormalen Stimmen auswirkt. Messtechnische Vergleiche
und Ergebnisse werden dabei weniger relevant sein, als die Be-urteilung
durch das Gehör, da die verwendeten Aufnahme- und Wiedergabeverfahren
bei Tonband und MiniDisc zu unterschiedlich sind. Bei der optischen Darstellung
von Stimmenbeispielen auf dem Bildschirm wird sich die Computeranalyse
aber in jedem Falle wieder als hilfreich erweisen.
Frau Wagner hat uns mit ihren Vorträgen sowie den Beiträgen
in der VTF-Post schon umfassend über die Verwendung des MiniDisc-Recorders
und seiner hervorragenden Schnitt- und Repetiermöglichkeiten unterrichtet,
so daß ich mir weitere Ausführungen darüber ersparen kann.
Ich möchte Ihnen aber wenigstens in gekürzter Form die Arbeitsweise
einer MiniDisc erklären.
Die Aufnahme digitaler Daten wird mit Hilfe eines magneto-optischen
bzw. magneto-thermischen Verfahrens unter Verwendung einer Kombination
von Magnetkopf und Laserstrahl verwirklicht. Die Wiedergabe erfolgt, wie
bei einer CD, mit einem Laser. Mit Hilfe einer Magnetfeld-Modulationstechnik
werden eventuell vorhandene Daten auf der Diskette direkt überschrieben,
ohne daß sie vorher gelöscht werden müssen. Dazu wird das
Magnetfeld auf der einen Seite der Disk mit einem speziellen Aufnahmekopf
erzeugt, und genau gegenüber, auf der anderen Seite, befindet sich
der Laserstrahl. Zur Aufzeichnung der magnetischen Daten bedient man sich
eines besonderen physikalischen Effektes, der beim Magnetismus auftritt.
Jedes magnetische Material besitzt nämlich eine charakteristische
Temperatur, die sogenannte Curie-Temperatur, oberhalb derer das Magnetfeld
des Materials neutralisiert wird. Wird nun die MiniDisc durch die Einwirkung
des Laserstrahls kurzfristig höher als die spezifische Curie-Temperatur
erhitzt, in diesem Falle 220 Grad, verliert sie ihr bisheriges Magnetfeld
an dieser Stelle und läßt sich durch ein externes Magnetfeld
neu polarisieren. Wer schon einmal mit einem MiniDisc-Recorder gearbeitet
hat der wird festgestellt haben, daß die Diskette immer etwas warm
ist, wenn sie aus dem Gerät entnommen wird. Dies liegt einfach an
der vorher erwähnten Erhitzung durch den Laser. Die Polarität
des vom Aufnahmekopf erzeugten Magnetfeldes ändert sich in Abhängigkeit
der digitalisierten Audiodaten. Bei einer digitalen "0" liegt ein magnetischer
Nordpol an, bei einer digitalen "1" ein magnetischer Südpol. Sinkt
die Temperatur unter die Curie-Temperatur, dann behält die MiniDisc
die Polarität des einwirkenden Magnetfeldes bei.
Bei einer CD werden beim Schreibvorgang die Informationen mittels kleiner
Vertiefungen, sogenannter Pits, in die lichtreflektierende Schicht eingebrannt,
und bei der Wiedergabe von zwei Photodioden wieder ausgelesen. Bei einer
selbstaufgenommenen MiniDisc ändert sich bei der Wiedergabe die Polarisationsebene
des reflektierten Laserlichtes. Dieses Phänomen wird als elektro-optischer
Effekt oder als "Kerr-Effekt" bezeichnet. Zur Wiedergewinnung der eigentlichen
Audiodaten wird der reflektierte Laserstrahl über ein Polarisationsfilter
auf zwei Photodioden geleitet, und durch die Differenzbildung läßt
sich so wieder einen digitale "0" oder eine digitale "1" bilden.
Wie bereits eingangs erwähnt, muß in der kommenden Zeit untersucht
werden, in wieweit sich diese andere Art der Aufzeichnungen auf unsere
paranormalen Stimmenaufzeichnungen auswirkt. Auf jeden Fall ist aber jetzt
schon abzusehen, daß der konventionelle Recorder irgendwann ausgedient
haben wird. Und wer keinen Computer besitzt bzw. bedienen kann, der wird
von den hervorragenden Schnitt- und Archivierungsmöglichkeiten eines
MiniDisc-Recorders begeistert sein. Ebenso kann er dann diese beim Tonband
so unangenehmen und immer wieder zu Fehlinterpretationen führenden
Bandechos beim Abhören vergessen. Und selbst bei langer Lagerung tritt
dieser Effekt bei der MiniDisc nicht mehr auf.
Wäre noch zu erwähnen, daß die kleinen Geräte,
die sich in der Aufzeichnungsqualität kaum von den größeren
stationären MiniDisc-Recordern unterscheiden, die aber keinen Abhörlautsprecher
besitzen, sich zur Wiedergabe auch an die Stereoanlage bzw. an den meist
vorhandenen Bandrecorder anschließen lassen.
Da der Anschaffungspreis von derzeit etwa 500,- DM, sich in absehbarer
Zeit bestimmt bei ungefähr 300,- DM einpegeln wird, wäre zu hoffen,
daß sich möglichst viele VTF-Mitglieder mit diesem neuen Aufnahmemedium
befassen.
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