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Die Jürgenson-Stimme

Beim Abhören der Aufzeichnung einer während der Herbsttagung 1988 des VTF in Fulda stattgefundenen Unterhaltung zwischen Wolfgang Sch., Fidelio Köberle und Karl-Peter Heuck fiel eine kurze Passage mit einer seltsamen tiefen Männerstimme auf, die dort nicht so recht hineinzugehören schien. Das Thema der Unterhaltung war die sogenannte "Jürgensonwelle", eine Radiofrequenz im Mittelwellenbereich (1485 kHz), deren "Sound" Friedrich Jürgenson seinerzeit als Hintergrundgeräusch für Tonbandstimmen-Einspielungen benutzte. Hier ein kurzer Ausschnitt daraus:

Kurzer Ausschnitt, der die "Stimme" enthält:

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Die besagte Stimme ist während einer kurzen Pause von ca. 1,5 Sekunden zu hören, und zwar zwischen der Frage "Stimmenbeispiele ham wer hier von der Jürgensonwelle nich' dabei, nich' zufällig?" und den Worten "Beispiele, Stimmenbeispiele" desselben Sprechers. Hier vermuten einige eine paranormale Tonbandstimme, und zwar soll sich hier der Schwede Friedrich Jürgenson höchstpersönlich gemeldet haben mit den Worten:

"Ich bin aus Schweden"

Andere verstehen wiederum:

"Ich will nach Schweden"

Da man tatsächlich beide Deutungsversionen hören könnte, habe ich die Stimme noch einmal ein wenig mit CoolEdit nachbearbeitet, um deren Verständlichkeit etwas zu verbessern. Hierzu habe ich die Datei zunächst mit einem 170-Hz-Hochpaß bearbeitet und dann noch einmal entrauscht:

"Ich bin aus Schweden" (Hochpaß 170 Hz + Noise Reduction)

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Jetzt erkennt man m.E. recht deutlich, daß es "Ich bin..." heißt, und nicht "Ich will...". Auch in der Spektraldarstellung ist das "b" als Plosivlaut zu erkennen.

In einem weiteren Version habe ich die Stimme dann noch mit dem Programm "Expander" um den Faktor 2 verlangsamt, um noch besser die Feinheiten heraushören zu können. Die einzelnen Buchstaben der Stimme, so wie ich sie verstehe, habe ich zusätzlich mittels Cue List (CoolEdit) markiert und benannt:

"Ich bin aus Schweden" (halbe Geschwindigkeit)

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Wenn man sich die so verlangsamte Version einmal genau anhört, kommt man zu der exakten Deutung "Ich bin a' Schwed'n". Das Wort "aus" wurde demnach nur "angedeutet" und dem Wort "Schweden" fehlt auch das zweite "e". Bei Normalgeschwindigkeit fallen diese Ungenauigkeiten jedoch weniger stark auf, zumal man selbst beim normalen Sprechen auch nicht immer eine "perfekte" Aussprache hat.

Um herauszufinden, ob bei der Deutung der Stimme nicht vielleicht Wunschdenken eine Rolle gespielt haben könnte (denn den Teilnehmern der Unterhaltung war ja bekannt, daß der ein Jahr zuvor verstorbene Friedrich Jürgenson aus Schweden stammte), bat ich die Teilnehmer der Tonbandstimmen-Mailingliste, sich den Mitschnitt einmal genauestens anzuhören und ein wörtliches Protokoll von dem anzufertigen, was sie hören würden. Natürlich gab ich keinerlei Hinweise darauf, ob und an welcher Stelle sich in der Aufnahme eine Stimme befinden könnte.

Hier die unabhängig voneinander erfolgten Deutungen der fraglichen Passage:

1. "Des wurde geschrieben"
2. "Ist immer schwierig"
3. "Ich bin Schwede(n)" oder "Ich bin schwebend"
4. "Ich bin Schwede"

Bemerkenswert ist, daß zwei der vier Deutungsversuche der Original-Deutung der Stimme im großen und ganzen doch sehr nahe kommen, was bei Tonbandstimmen nicht unbedingt die Regel ist, da es sich hierbei ja meist nur um sehr kurze, für sich allein stehende Sequenzen handelt. Daß die Deutungen nicht ganz genau übereinstimmen, ist nicht weiter erstaunlich, wenn man sich einmal vor Augen hält, daß sich die Bedeutung undeutlich ausgesprochener Wörter innerhalb einer Unterhaltung oftmals allein aus dem Kontext ergibt, der bei dieser Stimme jedoch nicht gegeben war. Und daß auch "normale" Wörter nicht immer deutlich ausgesprochen sein müssen, daß aber deren Bedeutung im allgemeinen trotzdem richtig verstanden wird, konnte man z.B. sehr schön daran sehen, daß selbst einige Stellen innerhalb der "normalen" Unterhaltung von einigen Teilnehmern der Mailingliste falsch gedeutet wurden! Abweichende Deutungen sind also kein Kriterium für das Vorhandensein einer echten Stimme - weder bei "normalen" noch bei "paranormalen" Stimmen. Vielmehr kommt es auf den Sinngehalt der Deutung an. Deutungen wie z.B. "Ich bin schwebend" oder "Ich pin Schwebel" ergeben im Zusammenhang der Unterhaltung keinen Sinn; "Ich bin aus Schweden" dagegen sehr wohl, denn das Thema der Unterhaltung drehte sich ja um Jürgenson, der aus Schweden stammte.

Zur Entstehung der Aufnahme ist anzumerken, daß es sich nicht um eine reguläre Einspiel-Situation gehandelt hat, und daß in dem Raum mehrere Personen anwesend waren, so daß natürlich durchaus die Möglichkeit besteht, daß die "TBS" in Wirklichkeit von einer der anwesenden Personen stammt. Jedoch konnte die fragliche Stimme bisher niemandem der damals Anwesenden zugeordnet werden, und es konnte auch noch nicht herausgefunden werden, was dann "wirklich" gesagt wurde (falls es keine TBS war).

Wenn man aber einmal von der TBS-Hypothese ausgeht, dann sind vielleicht folgende Fakten ganz interessant:

1.) Der Zeitpunkt der Aufnahme: Jürgenson starb am 15. Oktober 1987, und die Tagung, auf der das Gespräch aufgezeichnet wurde, fand ziemlich genau 1 Jahr später statt (5./6. November 1988). Versuche, Jürgenson vorher und nachher bei gezielten Einspielungen direkt "anzusprechen", verliefen m.W. immer erfolglos, obwohl man doch gerade vom "Pionier der Jenseitsstimmen" erwarten sollte, daß er sich ziemlich oft "meldet".

2.) Die Art der Stimme: Jürgenson hatte früher oftmals ähnlich laute "Mikrofonstimmen" (siehe seine Schallplatte). Bemerkenswert ist auch das kurzzeitige Ansteigen des Rauschpegels, während die TBS zu hören ist. Dieses Rauschen scheint weder von einer externen Schallquelle zu stammen, noch kann man es auf ein "Hochziehen" der Verstärkung durch Ansprechen der Aussteuerungsautomatik des aufnehmenden Cassettenrecorders zurückführen, da das Rauschen schon ca. 0,2 Sek. vor Einsetzen der nachfolgenden "normalen" Stimme ("Beispiele, Stimmenbeispiele"), wieder abnimmt. (Vielleicht liegt die Ursache aber auch einfach in einem ungleichmäßigem Bandlauf oder nicht exakt justiertem Tonkopf begründet, was dann zu unregelmäßigen Schwankungen der Wiedergabelautstärke oder der Höhenbegrenzung führte. Die Aufnahme erfolgte ja mittels Cassettenrecorder und wurde später auf eine Democassette überspielt. Von dieser Democassette wurden dann mehrere Kopien angefertigt, wozu m.W. relativ billige Geräte benutzt wurden. - Auffallend ist aber trotzdem, daß nur an der Stelle, an der sich die TBS befindet, dieses verstärkte Rauschen zu hören ist.)

3.) Der Klang der Stimme: Leute, die Jürgenson gekannt haben, bestätigen, daß es sich um seine Stimme handelt.

4.) Die Situation: Es handelte sich, wie gesagt, nicht um eine reguläre Einspielung, sondern um ein Gespräch, bei dem es um "seine Welle" (die "Jürgensonwelle") ging, die er immer als Hintergrundgeräusch für TBS-Einspielungen mittels Radio benutzte. Die Gedanken der Anwesendsen waren also ganz auf "ihn" gerichtet.

5.) Der Inhalt der Stimme: Angenommen, es war tatsächlich Jürgenson: Warum sagt er dann nicht, wie man es wohl erwartet hätte, so etwas Ähnliches wie "Hier ist Friedrich Jürgenson", sondern verschlüsselt seine Aussage statt dessen in einer Art, in der ein im Raum Anwesender normalerweise nicht sprechen würde? Um eine Verwechslungsgefahr mit "normalen" Stimmen auszuschließen? Die Aussage "Ich bin aus Schweden" trifft eindeutig nur auf Jürgenson selbst zu, und "Ich will nach Schweden" würde wohl auch niemand so sagen.

Kann man diese mysteriöse Stimme nun als Nachweis für die Identität Friedrich Jürgensons gelten lassen? Oder handelt es sich doch einfach nur um einen "zufällig" aufgenommenen Gesprächsfetzen, in den nachträglich etwas hineininterpretiert wurde ("Wunschdenken")?


(Erstellt: 28.05.1999)