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Tonbandstimmen von der Scheibe

von Johanna Wagner

Sie ist sehr klein, kleiner noch als ihre große Schwester, die CD, kleiner aber auch als eine Computerdiskette. Kaum einer würde ihr vom äußeren Erscheinungsbild zutrauen, daß sie die Unterhaltungselektronik revolutionieren könnte. Und dennoch tut sie dies, sind doch hier eigene Aufnahmen in absolut digitaler Qualität möglich. Alle positiven Eigenschaften der MiniDisc können aber auch für die Tonbandeinspielungen genutzt werden.

Wer, wie ich, seit Jahren im ständigen Ringen mit dem Geräteteufel ist, der weiß mit Sicherheit einige der Grundeigenschaften der MiniDisc zu schätzen.

Seit ich vor 25 Jahren mit dem Einspielen von Tonbandstimmen angefangen habe, habe ich das Problem mit der mechanischen Technik von zunächst Tonbandgeräten, später von Cassettenrecordern gehabt. Grund dafür war: Die Geräte waren dem erforderlichen ständigen Repetieren einfach nicht gewachsen. Unser Fachhändler stöhnte schon, wenn er mich kommen sah und ein qualitativ hochwertiges Gerät wie den Uher-Report zurückbrachte, weil die Mechanik noch während der Garantiezeit abgenutzt war.

Auch bei den dann immer mehr verbreiteten Cassettenrecordern verhielt es sich nicht anders. Selbst Geräte mit Relaisschaltung oder vollelektronischer Schaltung versagten nach einiger Zeit den Dienst. In den letzten Jahren habe ich von den bekannten Philipsrecordern eine Unmenge zu Schrott gefahren. Immer habe ich gehofft, daß es einmal eine Technik geben würde, die dieses Problem aus der Welt schafft.

Den Gedanken an die Computermethode mußt ich mangels entsprechender Zusatzhilfsgeräte bald aufgeben. So kam ich also auf den MiniDisc-Recorder.

Derzeit arbeite ich mit dem MiniDisc-Recorder von Sony MZ-R 3 und will hier über meine bisherigen Erfahrungen berichten.

Vorab muß gesagt werden, daß es sich bei dem MiniDisc-Recorder um eine völlig neue Technik handelt, die mit dem Tonband nicht zu vergleichen ist. Sämtliche Funktionen können auf einem Display abgelesen werden und müssen dies sogar, um mit dem Gerät richtig arbeiten zu können. Ich kann dies nicht, da ich blind bin, muß also genau wissen, welche Schaltung ich mache, jedoch geben mir einige Motorgeräusche des Gerätes darüber Auskunft, ob das Gerät arbeitet oder anhält.

Wichtigster Vorteil für mich ist, daß ein unbegrenztes Repetieren möglich ist, ohne daß eine Mechanik abgenutzt wird. Auch ist ein absolut genaues elektronisches Schneiden möglich.

So kann ich beispielsweise mir in einer Einspielung bestimmte Stellen markieren, zu denen ich mühelos hinspringen kann, um die Stelle zu bearbeiten.

Habe ich eine Stimme gefunden, so kann ich sie absolut sauber herausschneiden, daß nur die Stelle zu hören ist, wo sich die paranormale Aussage befindet.

Wenn ich eine Platte mit ausgewählten Stimmenbeispielen zusammenstelle, so werden die einzelnen Beispiele wie Musikstücke auf einer CD gekennzeichnet. Wenn ich sehen könnte, könnte ich diese Stücke sogar mit einer Beschriftungsvorrichtung im Display anzeigen lassen.

Ich kann nun die Reihenfolge der einzelnen Stimmenbeispiele jederzeit verändern und sie beliebig neu ordnen.

Jede einzelne Passage einer Einspielung ist beliebig wiederholbar. Erst wenn ich diese als paranormale Stimme eingeordnet und verstanden habe, kopiere ich sie auf einen zweiten MiniDisc-Recorder, wo sie dann als Stimmenbeispiel gesammelt wird.

Noch ein Wort zur Klangqualität: Bei einer Spielzeit bis zu 74 Minuten ist eine absolut reine Klangqualität in Stereo zu hören. Will ich Monoaufnahmen machen, verlängert sich die Spieldauer auf das Doppelte, also auf 148 Minuten. Stereoeinspielungen sind übrigens sehr reizvoll, da, vom Klang einmal abgesehen, ein besseres Heraushören und unter Umständen eine Ortung der Stimme möglich ist. Selbst analog überspielte Stimmen von Cassetten klingen auf dem MiniDisc-Recorder noch besser und deutlicher.

Wenn diese digitiale Möglichkeit von Tonbandeinspielungen auch einige Wünsche wie Rückwärtsstimmen oder Veränderung der Tonhöhe und Geschwindigkeit offenläßt, so muß ich doch gundsätzlich sagen, daß mich diese Technik endlich in den Stand setzt, unbegrenzt von mechanischen Anfälligkeiten meine Stimmenforschung zu betreiben - und dies zukunftssieher, denn: Für wenig Geld kann man das Gerät versichern lassen. Diese Versicherung übernimmt nach Ablauf der Garantiezeit von einem Jahr alle Reparaturen.


(Quelle: VTF-Post P 84, Heft 3/96)