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Wie spielt man ein?

2. Teil: Wie hört man ab?
von Fidelio Köberle

Für Außenstehende mag es merkwürdig klingen, wenn man sagt: Das Abhören ist das Schwierigste, aber auch das Wichtigste an der ganzen Tonbandstimmenforschung. Hier können die größten Versäumnisse und die schlimmsten Fehler passieren! Unsere ganze Arbeit steht und fällt mit dem richtigen Abhören. Es entscheidet über Erfolg oder Mißerfolg.

Die Problematik liegt einerseits in der Sache selbst - davon später! - andererseits aber in uns, die wir des »richtigen« Hörens entwöhnt sind durch akustische Dauerberieselung (Radio, Fernsehen, Straßengeräusche) und Alltagshektik. Wir sind abgestumpft. Uns erreichten nur noch die gröberen Signale. Ich spreche hier noch nicht einmal von unserer schwer hörgeschädigten Disco-Jugend. Wenn wir längere Zeit einem akustischen Ereignis (Vortrag, Konzert) konzentriert folgen wollen, irren unsere Gedanken bald ab, und wir hören nur noch irgend etwas in der Ferne ablaufen, was mit uns nichts mehr zu tun zu haben scheint.

Friedrich Jürgenson hat uns immer wieder ermahnt, das »Lauschen« zu üben, etwa in der freien Natur. Wichtig dabei wäre, innerlich ganz zur Ruhe zu kommen und den Rummelplatz im Kopf still werden zu lassen.

Oben wurde die Problematik, die in der Sache selbst liegt, ausgespart. Dabei handelt es sich um die Eigenart der Stimmen, sich irgendwie zu verstecken, so daß sie oft nur mit einem beinahe kriminalistischen Scharfsinn aufgespürt werden können. Das ist etwa wie beim Pilzesuchen: Der Unerfahrene kommt nach stundenlanger Suche verzweifelt mit leerem Korb zurück. Der Pilzkenner hat nach wenigen Minuten in demselben Waldstück eine ganze Kiepe voll geerntet: Das heißt: Gewußt wo!

Geduld ist die wichtigste Eigenschaft, die man mitbringen muß. Wer sie nicht aufbringen kann, sollte überhaupt die Finger lassen von der Forschung. Wie die Stimmen klingen, und wo man sie entdecken kann, lernt man am besten an Hand von Stimmenbeispielen, die auf Cassette erhältlich sind. Nicht jeder muß wieder bei Null anfangen. Man sollte sich die Erfahrungen der anderen zunutze machen. Das erspart viel unnötigen Zeitaufwand und viele Enttäuschungen.

Auf den sogenannten »Vorführ-Cassetten« sind die Stimmenbeispiele so dokumentiert, daß sie dreimal kurz geschnitten dargeboten werden und einmal mit ihrer Umgebung, in der sie eingebettet sind. Auf diese Weise kann man lernen, wie man Stimmen aus ihrem jeweiligen Umfeld heraushört.

Einspielungen, ganz gleich mit welcher Methode sie vorgenommen werden, sollten nicht länger dauern als jeweils 5 Minuten. Man läßt dann das Band auf den Ausgangspunkt zurücklaufen und stellt das Zählwerk auf Null. Man hat ein Blatt kariertes Papier schon vorbereitet für das Protokollieren der gestellten Fragen und der eventuellen Antworten (Stimmen) mit den jeweiligen Zählwerksnummern.

Das Abhören nimmt man entweder mit dem eingebauten Lautsprecher des Recorders vor oder mittels Kopfhörer. Es hat sich als zweckmäßigherausgestellt, beide Methoden nacheinander anzuwenden, weil manche Stimmen besser über den Lautsprecher kommen, andere wieder besser über Kopfhörer. Ein Kopfhörer mit gut anliegenden Hörmuscheln erlaubt auf jeden Fall eine intensivere Konzentration.

Man ist unmittelbar nach einer Einspielung naturgemäß neugierig und möchte wissen, was denn da gekommen ist. Deshalb hört man auch gleich die Einspielung durch und notiert auf dem Protokoll die Fragen und die entdeckten Stimmen.

Man schreibe weiträumig, damit noch viel Platz bleibt für spätere Eintragungen, wenn man bei wiederholtem Abhören weitere Stimmen findet. Es ist nämlich nicht so, daß man beim ersten Abhören bereits alles an Stimmen entdeckt. Die Situation ist häufig nicht dazu angetan, daß man sich voll konzentrieren kann. Außerdem ist man - etwa bei abendlichen Einspielungen - schon etwas ermüdet, was sich auf das Hören nachteilig auswirkt. Es ist daher unbedingt notwendig, das Band mehrfach abzuhören, wenn man ausgeruht ist, etwa am nächsten Morgen.

Auf jeden Fall hört man zuerst mit der Geschwindigkeit ab, mit der man eingespielt hat. Um aber das Letzte aus einer Einspielung herauszuholen, kann man auch abhören mit der Höchst- und der Mindestgeschwindigkeit, welche der Recorder ermöglicht (manche Cassettenrecorder haben eine Geschwindigkeitsregulierung). Da sich dabei der Klang verändert, kann man, wenn am Gerät technisch vorgesehen, den Klang etwas regulieren (heller oder dunkler stellen).

Das Repetieren

Man kann eine Einspielung nicht »in einem Zug«, - also ohne Unterbrechung - abhören. Allein schon zum Protokollieren der Fragen muß man immer wieder unterbrechen. Vor allem aber, wenn man glaubt, eine Stimme gehört zu haben, muß man anhalten und diese Stelle wiederholen. Auf Anhieb versteht man nämlich meistens die Stimme nicht. Man hört nur etwas, das wie Sprache klingt und vermutet darin eine sinnvolle Reaktion. Erst durch mehrfaches Wiederholen klärt sich die Situation: Man erkennt entweder den dort gesprochenen Text, oder man hofft, ihn später einmal verstehen zu können, oder aber man merkt, daß man sich geirrt hat.

Dieses Wiederholen kurzer Bandstellen nennt man »Repetieren«. Es stellt die Hauptarbeit bei unserer Forschung dar. Es ist mühsam und erfordert viel Zeit. Wer ohne eine »Repetiertaste« arbeiten muß, wird bald die Lust verlieren. Deshalb werden für unsere Forschung nur Cassetten-Recorder mit Repetiereinrichtung zum Kauf empfohlen. Sie müssen nicht teurer sein als andere.

Eine Repetiertaste funktioniert so: Wenn man eine interessante Stelle auf dem Band entdeckt hat, braucht man zu ihrer Wiederholung nur die Taste »Schneller Rücklauf « zu drücken. Läßt man sie wieder los, läuft das Band automatisch wieder vorwärts. Es entfallen die lästigen vielen Schaltvorgänge, die sonst nötig sind. Und man bekommt die Sache schließlich so gut in den Griff, daß man exakt den kleinen Bandabschnitt wiederholt, der einen interessiert. Man hört also nur noch dieses Stück und wird nicht abgelenkt durch das Drumherum, das man nicht brauchen kann.

Die Deutung

Die Hauptsache beim Abhören ist natürlich der Text der Stimme. Was sagt sie genau? Die Stimmen stehen ja nicht immer ganz klar und ungestört da. Nebengeräusche überlagern sie, und man hat Mühe, durchzudringen zur Stimme an sich. Es ist viel Geduld und ein sehr häufiges Wiederholen (oft vielleicht zwanzig Mal) erforderlich, bis man einigermaßen sicher sein kann: Das heißt so und so! Dann erst protokolliert man den Text. Es empfiehlt sich, auch einmal anders lautende, aber ähnlich klingende Texte (z.B.: Bericht oder Gericht oder Verzicht usw.) versuchsweise hineinzuhören. Wenn das absolut nicht gehen will, kann man schon sicherer sein, richtig gehört zu haben. Trotzdem ist der protokollierte Text nur provisorisch und muß sich bei weiteren Abhörvorgängen bestätigen.

Man frage sich selbstkritisch immer wieder: Stimmt hier jeder Vokal und jeder Konsonant? Heißt das a nicht doch o, das ä nicht e, das e nicht i, das o nicht u, das b nicht p, das g nicht k, das d nicht t, usw.

Polyglott

Über den Begriff »Polyglott« wird in der einschlägigen Literatur viel Unsinn geschrieben. In unserem Fall bedeutet es »Gemischtsprachigkeit«. Konkret würde das z.B. heißen: In einem 5-Wörter-Satz entstammt jedes Wort einer anderen Sprache. Das können wir getrost vergessen! Jeder bekommt Stimmen in der Sprache, die er versteht. Wir Deutsche also in Deutsch. (Nur die wenigen Einwohner von Polyglottolien bekommen Stimmen in Polyglott.) Ab und zu kann eventuell einmal ein Wort in einer fremden Sprache bei uns eingestreut werden, aber ein solches, mit dem wir etwas anfangen können.

Länge der Stimmen

Die Stimmen sind meist kurz. Die längsten sind etwa 10 bis 12 Silben lang. Sollten sie länger geplant gewesen sein, so wird der Schluß des Satzes meistens abgeschliffen, d. h. undeutlich. Hierbei kann es sich um ein energetisches Problem unserer Gesprächspartner handeln. An einem Stück schaffen sie halt nicht mehr. Wohl aber kann fast unmittelbar darauf wieder ein Satz entsprechender Länge folgen, usw.

Soll man unergiebige Bänder löschen?

Jedem Anfänger raten wir dringend, seine ersten Bänder nicht zu löschen, sondern aufzubewahren, um sie später, wenn mehr Erfahrung vorliegt, noch einmal abzuhören. Er wird für diesen Rat dankbar sein, denn dann wird er meistens noch wertvolle Stimmen entdecken, die er als Unerfahrener überhört hatte.

Abhören mit rückwärtslaufendem Band

Hierbei handelt es sich um eine interessante Variante des Abhörens, über die noch wenig Erfahrung vorliegt.

Wohl hat man vorhandene Stimmen schon mal rückwärts abgehört und dabei neue sinnvolle Stimmen entdeckt. Es scheint sogar, daß etwa jede zweite Stimme im Rückwärtslauf auch eine Information enthält. Aber das systematische Abhören ganzer Einspielungen im Rückwärtslauf ist noch wenig erforscht.

Hierbei ist es naturgemäß schwierig, einen Zusammenhang zwischen Frage und Antwort zu erkennen. Man kann ja die Frage mit ihrer Zählwerksnummer nicht ins Protokoll schreiben. Aber vielleicht sind die Inhalte der Stimmen so geartet, daß sie für sich stehen können.

Das Rückwärtsabhören läßt sich technisch relativ leicht verwirklichen durch unkomplizierten Umbau von »Autoreverse-Cassetten-Recordern«.

Wie lang soll man abhören?

Es wäre falsch, etwa stundenlang abzuhören. Das hält auf die Dauer kein Nervensystem aus. Man nehme sich jeweils einen Abschnitt der Einspielung vor, z.B. 50 Zählwerksnummern, und höre ihn intensiv ab, so lange, bis man vollständig mit seinem Ablauf vertraut ist. Man mache immer wieder ausgiebige Pausen, in denen man sich mit etwas anderem beschäftigt, ehe man wieder ans Abhören geht. Man beginne vor allem nicht immer wieder mit dem Anfang, sondern höre sich jeweils in einen neuen Abschnitt ein, damit jeder Teil der Einspielung die gleiche Aufmerksamkeitszuwendung bekommt.

Welche Irrtümer sind möglich?

Es ist viel zu wenig bekannt, daß in jedes Tonbandgerät und in jeden Cassetten-Recorder irgendwelcher Funk einstrahlen kann. Das kann der Ortssender sein, ein CB-Funker, Taxifunk usw. Das ist lästig, läßt sich aber nicht verhindern. Am Inhalt des Gehörten kann man meistens erkennen, wer oder was da funkt. Diese Störungen sind bereits während der Einspielung deutlich hörbar, wenn man sie mit dem Kopfhörer verfolgt. Beim späteren Abhören weiß man dann schon Bescheid. Der Vollständigkeit halber sei noch eine seltene Fehlerquelle genannt. Es handelt sich um eine gerätebedingte ungenügende Spurtrennung. Man hört beim Abhören der B-Spur die A-Spur undeutlich rückwärtslaufend durchschlagen. Ursache ist ein unkorrekt stehender Tonkopf, den ein Fachmann ohne weiteres richten kann.

Welche innere Einstellung ist richtig?

Auf jeden Fall ist es nötig, ganz entspannt ans Abhören zu gehen. Hektik und Streß sind abträglich. Nur bei ganz ruhiger Konzentration und Vertiefung ins Hören erfaßt man alle Einzelheiten. Man sollte in dieser Phase ausgesprochen großzügig sein und alles für möglich halten. Jedes Geräusch kann eine Stimme sein. Erst danach, wenn man die vermeintliche Stimme glaubt, genau erkannt zu haben, und nachdem man sie protokolliert hat, sollte man die genau entgegengesetzte Einstellung einnehmen, nämlich extrem kleinlich zu werden. Man versucht mit superscharfer Kritik und Spitzfindigkeit die Stimme wieder in Zweifel zu ziehen. Dieses schwierige Wechselbad ist nötig, um sicher zu sein, daß man eine wirklich echte Stimme vor sich hat und sich nichts vormacht.

Wieviel Stimmen kann man erwarten?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn die Verhältnisse ungünstig sind, kann die Zahl 0 sein. Ich habe 1969 ein halbes Jahr täglich eingespielt und nichts gehört. Das lag an ungeeigneter technischer Ausrüstung und zusätzlich an mangelnder Hörerfahrung. So etwas muß heute nicht mehr passieren, wo man sich leicht Rat holen kann. Wenn man also mit der derzeit optimalen Ausrüstung arbeitet (die nicht teuer ist), dann gilt etwa Folgendes:

Bei reinen Mikrofoneinspielungen (also ohne irgendeinen künstlichen Geräuschhintergrund) gibt es relativ wenig Stimmen bzw. wenig akustisehe Substanz auf dem Band, in der Stimmen stecken können. Dafür ist aber das Verhältnis von sinnvollen und unsinnigen Texten viel günstiger als bei vielen anderen Methoden. Außerdem ist das Entdecken von Stimmen leichter.

Bei den Einspielmethoden mit Geräuschhintergrund (Wasserplätschern, Radio, Konserven usw.) ist ja ständig etwas los auf dem Band an akustischer Eintragung. Hier hat man selbstverständlich den Eindruck, daß sehr viele Stimmen auftreten müßten. Das kann, muß aber nicht so sein, vor allem wenn man das Verhältnis von sinnvollen zu unsinnigen Texten berücksichtigt.

Ein belesener Forscher wird mehr Stimmen verstehen als ein unbelesener, d.h. für ihn ist das Abhören prozentual ergiebiger. Der Belesene schöpft aus einem viel größeren Wortschatz, und akzeptiert auch ungewöhnlichen Satzbau oder Wortneuschöpfungen.

Es ist in jedem Fall günstig, sich in eine Methode intensiv einzuarbeiten. In den damit gemachten Einspielungen wird er viel mehr Stimmen entdecken als in Einspielungen mit fremder Methode. Das soll aber niemanden daran hindern, auch Neues auszuprobieren, da die Methoden nach Einarbeitung unterschiedlich ergiebig sein können.

Woran erkennt man eine echte Stimme?

Das ist natürlich die Kardinalfrage: Ist das, was ich auf dem Band höre, wirklich eine paranormale Aussage oder ein Text, der werweißwoher gekommen und physikalisch erklärbar ist? Diesem Problem kann man sich von verschiedenen Seiten nähern:

1. Je eindeutiger der Text verstehbar ist, desto leichter fällt die Prüfung.

2. Das Hauptkriterium für die Echtheit ist der Inhalt. Eine sogen. »bezugnehmende Antwort« z. B. ist meistens echt, d. h. eine Stimme die klar und unmißverständlich eine gestellte Frage beantwortet.

3. Wenn bestimmte Eigennamen genannt werden z.B. der des Einspielenden, ist die Stimme höchstwahrscheinlich echt.

4. Wenn ungewöhnliche Formulierungen und Wortneuschöpfungen auftauchen, ist die Echtheit wahrscheinlich.

5. Je länger die Stimme ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie nicht »zufällig« entstanden ist. Ab 12 Silben allerdings verringert sich erfahrungsgemäß die Wahrscheinlichkeit wieder.

6. Je dichter die Stimme bei der Frage steht, z. B. unmittelbar anschließend, desto eher ist sie paranormal.

7. Ein gepflegtes Sprachschultimbre (etwa wie Nachrichtensprecher reden) macht die Echtheit unwahrscheinlich.

8. Wenn man den Angesprochenen an seiner Stimmcharakteristik erkennen kann, ist die Stimme sehr wahrscheinlich echt.

9. Das Wesentlichste ist die Erfahrung. Je mehr man einspielt, und je mehr Methoden man erprobt, desto sicherer wird man bei der Einschätzung der Paranormalität der Stimmen.

10. Deutliches Atmen heißt: Nicht paranormal.


(Quelle: VTF-Post P 79, Heft 2/95)