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Die Arroganz der öffentlichen Medien

von Fidelio Köberle

Spätestens seit der Aufklärung (17. Jahrhundert), der wir im übrigen viele positive Entwicklungen verdanken, stehen sich zwei Philosophien bezw. Weltanschauungen unversöhnlich gegenüber: Die materialistische und die spiritualistische. Die materialistische Weltanschauung behauptet, daß die Materie das Primäre, das Ursprüngliche sei, und daß Geist und Seele davon ausgehende Produkte seien. Die spiritualistische Weltanschauung hingegen behauptet, daß der Geist das Primäre sei und die Materie beherrschen und beeinflussen könne. Ich sage ausdrücklich 'behaupten', denn es handelt sich bei beiden Richtungen um Glaubensentscheidungen. Man behauptet einfach, es sei selbstverständlich so, wie man glaubt, daß es sei - ohne einen Beweis dafür zu haben. Beide Weltanschauungen sind also zunächst einmal gleichberechtigt, und keine kann vor der anderen - ohne nähere Untersuchung - von sich behaupten, sie sei die allein richtige.

Ein ganz einfaches Beispiel aus der täglichen Beobachtung zeigt uns aber, daß es eine seelisch-geistige Beeinflussung von Materie gibt, die sich leicht dokumentieren läßt, und die Messungen zugänglich ist: Wenn wir uns schämen, erröten wir. Hier gibt es also eine eindeutige Einwirkung von etwas Seelischem bezw. Geistigem (Erlebnis, Gedanke, Vorstellung) auf unseren materiellen Körper. Ein weiteres Beispiel, das bezeichnenderweise oft von Materialisten angeführt wird als Gegenargument gegen die Geistheilung, ist der sogen. 'Placeboeffekt'. Man gibt einem Kranken ein Scheinmedikament, also einen Stoff, der von seiner chemischen Zusammensetzung her keinerlei Wirkungen haben kann, läßt ihn aber in dem Glauben, eine wirksame Arznei zu bekommen. Und in einer erstaunlich großen Zahl von Fällen hilft dieses Scheinmedikament tatsächlich gegen die vorliegende Krankheit. Auch hier wirkt etwas Seelisch-Geistiges, nämlich die Vorstellung von der Wirksamkeit des eingenommenen Stoffes, den materiellen Organismus zu verändern durch Beseitigung der Krankheit. Noch rätselhafter wird die Sache, wenn man das Placebo Säuglingen oder Tieren gibt, und es entfaltet gleicherweise Wirkung. Allgemein bekannt ist die Tatsache, daß man in der Hypnose Brandblasen auf der Haut erzeugen kann, wenn man dem Betreffenden suggeriert, der kalte Bleistift, mit dem man ihn berührt, sei glühender Stahl. Der Spiritualist steht also nicht mit leeren Händen da, wenn man ihn fragt, wie er zu seiner 'altmodischen' oder gar 'mittelalterlichen' und 'abergläubischen' Einstellung käme.

Das Ganze könnte man einfach abtun als einen akademischen Streit unter ein paar Fachleuten. Dem ist nun nicht so, denn unter den Machern der öffentlichen Meinung, also unter Rundfunk- und Fernsehmoderatoren und unter Journalisten sind leider sehr viele, die mit einer Arroganz ohnegleichen die spiritualistische Einstellung als Dummheit und Rückständigkeit deklarieren. Wenn etwa bei einer Publikumsbefragung jemand sagt, daß es Telepathie (Übertragung seelischer Inhalte von einer Person auf eine andere ohne Zuhilfenahme der Sinne) gibt, dann wird er womöglich lächerlich gemacht, obwohl eigentlich jeder Mensch entsprechende Beobachtungen in seinem Leben selbst machen konnte. Es ist schon eine Schande, daß das ganz zufällige geistige Fassungsvermögen eines Moderators oder Journalisten, das vielleicht nicht einmal bis zu seiner Nasenspitze reicht, als allgemeingültige Richtschnur für falsch oder richtig angesehen wird. Selbstverständlich haben wir - Gott sei Dank! - in unserem Land Meinungsfreiheit. Aber: Wer das Mikrofon, die Fernsehkamera oder die Druckerpresse zur Verfügung hat, der hat die Pflicht, damit verantwortlich umzugehen und absolute Fairness walten zu lassen, denn er verfügt über ein Machtinstrument und ein Mittel, Massen in einer ganz bestimmten Richtung zu beeinflussen und zu manipulieren. Wenn Moderatoren oder Journalisten einfach behaupten, parapsychologische Phänomene gäbe es grundsätzlich nicht nur weil sie keine Ahnung davon haben - dann ist das schlicht ein Verbrechen. Denn jeder, der sich unvoreingenommen mit dieser Thematik befaßt hat, der weiß, daß es hier kein vorschnelles negatives Urteil geben kann, sondern daß nur sorgfältige Prüfung und Forschung Klarheit bringen können.

Der besondere Anlaß für diesen Artikel sind drei Vorkommnisse aus jüngster Zeit. Da ist einmal ein Artikel des 'Spiegel' vom 13.8.1990 über Wunderheiler in Rußland, eine Fernsehsendung vom 5.9.1990 in WDR3 über Tonbandstimmen u.a. und ein Artikel des 'Stern' vom 29.11.1990 über Wünschelruten.

Schon die Überschrift des 'Spiegel'-Artikels ist eine unverschämte Anmaßung, sie lautet nämlich: 'Gesellschaft der Wahnsinnigen'. Als Autor zeichnet verantwortlich Peter Schille. Er läßt einen Moskauer Psychologen, Leonid Gosman, seine Theorien vortragen. Der meint, nach dem Tode und der Demaskierung Stalins sei im russischen Volk der alte Glaube verloren gegangen und würde nun ersetzt durch "das Christentum beispielsweise, Zauberei aller Art oder Wunderheilungen. Lourdes liegt neuerdings bei Moskau." "Da sie nie gelernt haben, zuständig für sich selbst zu sein, verfallen die sowjetischen Menschen, gleich Kindern, jedem Propheten, der ihnen Glück, eine starke Gesundheit und ein langes Leben verheißt. Die Scharlatane dürfen sich im staatlichen Fernsehen präsentieren."

Dann aber findet man diese Schilderung: "Von Kiew, seinem Wohnsitz aus, anästhesierte Kaschpirowski, der aussieht wie ein dämonischer Damenschneider, 1989 zwei Frauen in Tiflis; Tiflis in Georgien, 2000 Kilometer weiter südöstlich. - Weil die Frauen auf dem Operationstisch allergisch gegen chemische Narkose waren, hatten sie sich ihm als Opferlämmer angeboten: Das Fernsehen übertrug den Eingriff, und das betörte Volk sah zu, wie sie am Magen operiert wurden, nur betäubt von Kaschpirowskis Worten, seiner Ausstrahlung oder Magie. - Die Patientinnen sangen dabei fromme Lieder, Schmerz verspürten sie nicht. Im Gegenteil, die Operation verlief ohne Komplikationen, und daß die Wunden schnell heilten, wunderte niemanden."

Das steht also so im'Spiegel', unkommentiert und unangezweifelt! Wenn das demnach stimmt, wäre das doch eine phantastische Geschichte und wert, darüber nachzudenken! Und zu prüfen, ob die alten Vorurteile noch Gültigkeit haben. Aber nichts dergleichen! Es geht weiter im Text mit Lächerlichmachung und Schilderungen von echter Scharlatanerie mit der Absicht, beim Leser den Eindruck zu erwecken, als ob der oben geschilderte Anästhesiefall auch dazu gehöre.

Dann versucht der Autor auch die anderen Heiler lächerlich zu machen, an deren Erfolgen ebenfalls kein Zweifel besteht, wie z.B. die berühmte Dschuna Dawitaschwili ("über der durchsichtigen Bluse ein von falschen Medaillen schepperndes Jäckchen..."). Daß die Patienten gesund wurden, ist für ihn absolut uninteressant. Er will sich nur über die Methode lustig machen und über die 'Leichtgläubigkeit' der Menschen, denen echt geholfen wurde.

Nach dem gleichen Grundsatz 'Was nicht sein darf, das nicht sein kann' verfahren auch die Autoren Ottmar Berbalk und Jürgen Steinhoff in dem 'Stern'-Artikel 'Wünschelruten auf dem Prüfstand' vom 29.11.1990. Sie mokieren sich darüber, daß der Forschungsminister der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich 'im Ernst' Steuergelder ausgegeben hat für eine Untersuchung der Wünschelrutengängerei. Es wird bemängelt, daß die Leitung der Untersuchung zwei Professoren übertragen wurde, von denen bekannt war, daß sie derartige Phänomene für möglich hielten. Als ob das gegen ihre Objektivität sprechen würde! Nein: "So kamen denn die beiden fast zwangsläufig zu dem Ergebnis, das Wünschelrutengängertum sei zwar zu über 95 Prozent Quacksalberei, aber bei dem winzigen Rest sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auszuschließen, daß geologische Verwerfungen, meist mit Wasser verbunden, auf gute Rutengänger einen physiologisch starken Reiz ausüben."

Selbst diese 5 Prozent ärgerten die uns bereits bekannte Frau Professor Irmgard Oepen: Sie lud Wünschelrutengänger zu einem von ihr vorgeschlagenen Test ein, und sie versagten dabei.

Ich verstehe allerdings nicht, warum die Wünschelrutengängergilde sich nicht energisch dagegen gewehrt hat, einem Test unterworfen zu werden, dessen Aussagefähigkeit nicht vorher von ihr überprüft worden ist. Sie hätten von sich aus einen Test entwicklen und erproben müssen, der mit Sicherheit das Vorhandensein von Rutenfühligkeit beweist, und diesen anbieten sollen. Anscheinend waren sich die geladenen Rutengänger - jeder für sich - ihrer Sache naiverweise so sicher, daß sie garnicht auf die Idee kamen, man würde sie hereinlegen können mit einem untauglichen Test. Diese Tollkühnheit hat ihrer Sache sicher sehr geschadet, weil sie Wasser für die Mühlen der Spötter lieferte. Auch hätte man durch ein strenges Ausleseverfahren von vornherein Angeber und Sprücheklopfer unter den Rutengängern fernhalten müssen, um den wirklichen Könnern Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen.

Am 5.9.1990 brachte der WDR im 3. Programm eine Fernsehsendung in der Reihe 'Mittwochs um 8' aus der Sternwarte Bochum über das Ufo-Phänomen und über die Tonbandstimmen. Als voreingenommene Moderatoren fungierten Bernd Müller und Dagmar Seitzer. Für sie war von vornherein alles Unsinn, was über ihr begrenztes geistiges Fassungsvermögen hinausragte.

Die Ufo-Frage nahm den breitesten Raum ein. Der junge Verteidiger der Ufos schlug sich imponierend gut, was man von dem Vertreter der Tonbandstimmen absolut nicht sagen kann. Er gab eine ganz schwache Vorstellung und ließ sich an die Wand drücken. Statt eindeutig zu sagen, daß eine Beurteilung der Existenz und der Aussagen von Tonbandstimmen nicht in diesem großen Rahmen vor Publikum vorgenommen werden kann, sondern daß so etwas in einem seriösen Forschungslabor durchgeführt werden müsse, ließ er sich manipulieren und führte Stimmen vor, ohne vorher sagen zu können, was kommt, weil man es von ihm verlangte. Dabei hatte er ausgerechnet ganz schwache, von starken Störgeräuschen hoffnungslos überlagerte Stimmen mitgebracht, die selbstverständlich keiner verstehen konnte. Der Betreffende hat - wie wir wissen - viel lautere Stimmen, die auch ohne Ansage verstanden werden können - aber auf diese hatte er bewußt verzichtet. Über die Gründe dafür brauchen Kenner nicht zu spekulieren, die sind bekannt.

Als aber dann von einem sich aufklärerisch gebenden Pädagogen die lächerlichen Argumente von 'Radiofloskeln', 'Fremdsuggestion' und 'man hört, was man hören' will, zum x-tenmale vorgetragen wurden, war die Tendenz der Sendung klar. Befragungen des Publikums liefen allerdings nicht so, wie man gehofft hatte, denn es kamen überraschend viele positive Stellungnahmen zu PSI allgemein und zu den Tonbandstimmen speziell. Diese wurden von den Moderatoren ins Lächerliche gezogen mit der Frage: "Sie haben vielleicht zuviele Videos gesehen?" oder mit der Bemerkung, als mehrere positive Äußerungen hintereinander kamen: "Hier muß ein Nest sein".


(Quelle: VTF-Post P 62, Heft 1/91)