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Gibt es ein mediales Abhören?
Vortrag von Fidelio Köberle,
gehalten auf der Jahrestagung des VTF vom 2. bis 4. Juni 1988 in Fulda
Bei unseren Einspielungen zeichnen wir beispielsweise fünf Minuten
lang auf. Was wir dann auf dem Tonband vorfinden, ist eine Folge von Geräuschen
und Pausen neben unseren Fragen. Beim Abhören nun versuchen wir, in
dieser Folge von Geräuschen und Pausen sinnvolle sprachliche Äußerungen
zu entdecken, die wir dann als Antworten auf gestellte Fragen ansehen können.
Stoßen Sie sich bitte nicht an dem Wort "Geräusch". Wenn wir
beispielsweise einen ungarischen Sender als Rohmaterial benutzen, dann
ist es doch nicht unsere Absicht, dessen Sendung unverändert aufzuzeichnen,
sondern diese ist für uns lediglich eine Geräuschfolge, die unsere
Freunde teilweise in deutschen Text umformen sollen. Jetzt kommt das Kardinalproblem
unserer Forschung: Das Herausfinden und das Deuten von deutschen Textstellen
aus der Geräuschfolge. Das kann natürlich auch ein ganz gewöhnliches
Geräusch sein, wie es bei Mikrofoneinspielungen vom Raum, von der
Umwelt her kommt. Es muß ja nicht ein Radio sein, das die Geräuschfolge
liefert. Wenn in einer ungarischen Sprachsendung ununterbrochen geredet
wird, ist natürlich nicht alles paranormal umgeformt, das wissen wir.
Wir müssen also suchen. Wir müssen das Band Zentimeter für
Zentimeter abhören, ob nicht irgndwo ein Wort oder ein paar Silben
deutsch klingen könnten. Alles andere lassen wir dann unbeachtet.
Hierbei können schon schlimme Fehler passieren, indem wir willkürlich
mitten im ungarischen Wort einen Schnitt machen und den Rest des Wortes
zum Anfang einer deutsch klingenden Passage erklären und womöglich
deren Schluß ebenfalls durch einen Schnitt mitten in einem ungarischen
Wort gewinnen. Sehr viele der mir vorgelegten Stimmen sind so manipuliert.
Ich bin der Meinung, daß die deutsche Passage durch eine Pause vor
dem Anfang und eine Pause nach dem Ende ausgezeichnet sein sollte, damit
man sie als echt paranormal anerkennen darf. Schnittmanipulationen, wie
die geschilderten, halte ich für unzulässig. Und wir machen uns
unglaubwürdig, wenn wir solche Stimmen vorführen.
Ich bin mit meinen Darlegungen schon zu weit vorgeprescht, denn bevor
ich sagen kann, das hier ist eine deutsche Stimme, muß ich wissen,
ob ich bei der Deutung des Textes korrekt verfahren bin. Manche vermeintlich
paranormale Lautfolge ist so diffus, daß sie alles mögliche
heißen kann, daß man in sie verschiedene Deutungen hineinhören
kann. Das passiert ja an jedem Einspielabend, an dem mehrere Personen beteiligt
sind. Der eine Teilnehmer sagt, das heißt so und so, der nächste
sagt, nein, das heißt doch ganz anders und der dritte straft beide
Lügen mit einer dritten Version, wobei es sich nicht um Nuancen handelt,
in denen sich die drei unterscheiden, sondern um gegensätzliche, grundsätzlich
andere Inhalte. Solche Stimmen sollte man auch verwerfen.
Eine Ausnahme bilden solche unverständlichen Texte, auf die irgendwie
ausdrücklich hingewiesen wird, das gibt's auch. Dann schreibt man
einfach phonetisch hin, was man hört und hofft, daß irgendwann
einer das mal übersetzt. Bei Verwendung fremder Sprache kann es passieren,
daß Worte oder Passagen vorkommen, die unveränderte Fremdsprache
sind, die aber dummerweise deutsch klingen, auch deutsch etwas sagen. Ich
hatte zum Beispiel in einer Einspielung mit türkischem Rohmaterial
das Wort "Gerettete" und war glücklich, denn ich dachte sofort an
den Schluß von Faust II, wo der Engel ausruft, "er ist gerettet!",
nämlich Faust. Ein zufällig anwesender Türke holte mich
aber gleich wieder herunter mit der Erklärung "Gerettete" ist der
Name einer Ortschaft in der Türkei. Das muß man wissen. Man
muß auch wissen, daß uns nur ein begrenzter Vorrat an Engrammen
zur Verfügung steht. Ähnlich den Lettern in einem Setzerkasten.
Unter Engrammen verstehe ich Worte, Silben und so etwas, die wir aus unserem
Sprachvorrat aus dem Gedächtnis herausholen, wenn wir hören,
aha das ist das und das.
Wir hören und verstehen nur das, was wir bereits kennen. Einen
noch so schönen Satz werden wir nicht entdecken, wenn wir die verwendeten
Wörter noch nicht kennen.
Nach einer gewissen Zeit der Deutungstätigkeit gehen uns die Engramme
aus, das werden Sie auch bobachtet haben, uns fällt nichts mehr ein,
und ab da rauschen die besten Stimmen an unserem Ohr vorbei. Wir finden
nichts mehr, was darauf paßt, auf die Lautfolge. Da hilft nur aufhören,
und erst nach einer ausgiebigen Erholungspause kann man dann weitermachen.
Ich könnte hier noch viel sagen, möchte es aber bei diesen Stichproben
bewenden lassen.
Eine etwas exotische Abhörmethode, vielleicht haben Sie davon schon
gehört, ich möchte sie aber doch noch hier erwähnen, weil
sie interessant, aber auch nicht ungefährlich ist. Ich meine das "mediale
Abhören". Es kommt vor, daß ein Abhörer an einer ganz bestimmten
Stelle auf dem Band eine Stimme hört, die kein anderer an der Stelle
so versteht wie der Abhörer und auch gar nichts Paranormales an der
Stelle bemerken will. Es kann sich dabei, bei der Äußerung,
die der Betreffende hört, also der "mediale Abhörer", etwa um
eine Präkognition handeln, also um eine Voraussage eines Ereignisses
und dieses Ereignis tritt dann auch tatsächlich ein. Der Abhörer
ist dann ganz stolz und weist darauf hin, bitteschön, das habe ich
doch ganz richtig gehört und ihr könnt alle nicht hören,
kann es denn einen besseren Beweis geben für die Richtigkeit meines
Hörens als das Eintreffen meiner bzw. der Bandprophezeiung, die ich
da gehört habe. Der Abhörer kann außerdem darauf verweisen,
daß er an der betreffenden Bandstelle immer dasselbe hört wie
damals - das ist ja nicht selbstverständlich. Aber wie ist so etwas
möglich? Wenn wir aber annehmen, daß unsere Freunde, die Jenseitigen,
nicht nur per Tonband, sondern auch telepathisch zu uns sprechen können,
dann finden wir hier die Erklärung. Der Abhörer hat die Information
mit dem Inhalt der vermeintlichen Stimme telepathisch aufgefangen und braucht
nur noch gewissermaßen einen Auslöser, um den Text ins Bewußtsein
gehoben zu bekommen. Dieser Auslöser ist eine gleichzeitig gehörte
Lautfolge auf dem Band, die vielleicht bestimmte Voraussetzungen erfüllen
muß, damit sie so wirken kann. Das wäre dann ähnlich wie
bei der bekannten Berliner Hellseherin Gabi Hoffmann, die immer noch die
Karten auf den Tisch legt, wenn sie hellsieht, die aber die Karten gar
nicht beachtet. Sie braucht diese Karten als Stimulans, ohne die geht's
nicht bei ihr. Das ist schon merkwürdig: Sie guckt gar nicht hin!
Sie hat mit Karten angefangen und früher gedeutet, wie das Kartenlegerinnen
tun, aber heute legt sie die nur noch aus und beachtet sie nicht. Aber
diese Atmosphäre, vor sich die Karten, das braucht sie wie eine Art
Katalysator in der Chemie, der auch nicht verändert wird, und trotzdem
bewirkt er etwas, nur weil er da ist.
Die Information war also echt. Nur war sie eben durch "mediales" Hören
gewonnen worden, und ich würde sie nie als eine Tonbandstimme bezeichnen.
Daß das anläßlich des Laufens des Tonbandes geschah, gut,
aber deswegen ist es noch keine Tonbandstimme, denn sie ist nicht prüfbar.
Es kann kein anderer sie hören. Und die Prüfbarkeit der Stimme
durch andere ist es ja gerade, was die Tonbandstimmen auszeichnet und so
wertvoll macht. Ich will nicht sagen, daß man davon lassen soll,
oder daß man das niedriger hängen soll, wenn jemand anläßlich
des Abhörens eines Bandes sagt, ich höre das und das, das kann
man durchaus ernstnehmen, wenn der Betreffende schon mal Treffer dabei
hatte. Aber, wie gesagt, das ist keine Tonbandstimme. Die Nichtprüfbarkeit
ist auch die Gefahr bei diesen "medial" gehörten Tonbandstimmen. Dem
Irrtum sind Tür und Tor geöffnet. Von hier bis zum Stimmenhören
ohne Apparat ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Nur ganz gefestigte
Charaktere sollten also so etwas machen. Ich möchte eher davor warnen,
denn solche ganz, ganz gefestigten Charaktere sind sehr selten, man rutscht
da sehr leicht in Wunschdenken hinein und wenn's einmal geklappt hat: Aha,
ich bin ein Medium.
Was ich jetzt hier bringen konnte, ist nur ein Anreißen, ein kleiner
Ausschnitt dessen, was man zu diesem Thema sagen kann, und was man wissen
muß. Zu gegebener Zeit möchte ich mehr dazu sagen.
(Quelle: VTF-Post P 53, Heft 4/88)
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