Zurück zur Startseite
 Startseite   Kontakt   Impressum   Datenschutz   Gästebuch   English  Zitat von Friedrich Jürgenson

Tonbandstimmen

Dieser 2005 erschienene zweiteilige Online-Artikel soll Neulinge möglichst vorurteilsfrei an das Thema Tonbandstimmen heranführen. Der erste Teil erläutert verschiedene Aspekte und mögliche Erklärungen des Phänomens aus objektiver Sicht, während der zweite Teil die persönliche Sicht der Autorin wiedergibt.
von Ilse Zacharias

In meinem Alter ist es einem ziemlich schnuppe, wenn man sich lächerlich macht. Also wage ich es, darüber meinen Text zu veröffentlichen.

Teil 1: Versuch einer Darstellung aus meiner Sicht.

Dieser erste Teil ist etwas "trocken". Die passende "Kategorie” gibt es nicht. Im folgenden versuche ich, möglichst kurz das Thema "Tonbandstimmen" objektiv anzureißen. Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die meinen Beitrag lesen, schon Vorinformationen haben. Wenn nicht: man findet die wohl beste sachliche Darstellung unter dem Link: Tonbandstimmen.de

Es gibt auch einen Verein für Tonbandstimmenforschung (bzw. neuer Name: Verein für Transkommunikationsforschung. Der ist allerdings interpretationsmäßig festgelegt auf die spiritistische Auslegung des Phänomens, was o.g. Website nicht ist.

Hier zitiere ich den VTF: "Tonbandstimmen sind sprachliche Äußerungen auf Tonträgern (Audio- und Videobändern, MiniDisc, Computer etc.), deren Herkunft und Entstehung physikalisch nicht erklärt werden kann. Interessanterweise handelt es sich bei diesen Stimmen oft um intelligente und bezugnehmende Äußerungen, z.B. auf vorher gestellte Fragen. Die ganzen Begleiterscheinungen, die Inhalte der Aussagen, der Stimmcharakter der Sprechenden usw. legen die Vermutung nahe, daß es sich dabei um die Äußerung von Verstorbenen handelt."

Ich selbst habe in den Jahren 1989 und 1990 einige spärliche Erfahrungen dazu gesammelt, auf die ich im 2. Teil bezug nehme.

Nach anfänglich heißen Debatten in einer Tonbandstimmen-Mailingliste hier nun der Stand der Erkenntnis, wie er sich mir objektiv darstellt (Tonbandstimmen wird im folgenden abgekürzt "TBS"):

a) Gibt es TBS?

Übertragen wir es mal analog ins Optische. Dann gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Es ist wie bei Suchbildern, wo man in einem Liniengewirr eine Mickimaus finden kann. Die Zeichnung der Mickimaus ist darin tatsächlich vorhanden

2. starrt man längere Zeit auf einen Marmorboden oder andere Zufallsmuster, so erkennt man nach längerem Hinstarren eventuell auch eine Mickimaus. Die Zeichnung der Mickimaus ist dort natürlich nicht "vorhanden", sondern entsteht in unseren Köpfen.

Was trifft davon auf TBS zu? 1. oder 2.? Bisher ist diese Frage nicht beantwortet!

b) Wenn es sie gibt, was sind TBS?

1. Sind die TBS, wenn es sie gibt, eine "Veränderung" des akustischen Signals auf dem Tonträger, also eine sog. "Umformung"?

2. Oder sind es unveränderte Aufnahmen, die rein "zufällig" sinnvoll sind?

(Zum Begriff "Zufall" s.u.)

Bisher konnte 1. nicht nachgewiesen werden, obwohl viele darauf schwören, daß es so ist. Zu 2.:Erstaunlich oft gibt es Bezugnahmen zur Situation und zum Leben des Fragestellers. Nur großangelegte Versuchsreihen könnten die Frage beantworten, ob diese Bezugnahmen statistisch signifikant auftreten.

Vieles spricht bisher für das letztere! Merkwürdig: das Auftreten von präkognitiven Bezügen und auch das von "Fremdbezügen"! Dazu näheres im 2. Teil.

Für viele die Kernfrage und der Ausgangspunkt:

c) Wenn es sie gibt, wer oder was verursacht die TBS?

1. Die Geister von Verstorbenen, sagen die Spiritisten.

2. Das "Unbewußte" lebender Menschen, sagen die Animisten.

Wobei 1. prinzipiell nicht wissenschaftlich zu beweisen ist!

Zumindest Frage a) und b) glaubte man anfänglich durch gezielte Experimente eindeutig beantworten zu können. Das hat sich jedoch – trotz fortgeschrittener Technik – als viel schwieriger erwiesen als angenommen. Die Hauptschwierigkeiten liegen im anscheinend im wahrnehmungspsychologischen Bereich, gehen also zum großen Teil über das hinaus, was rein technisch nachprüfbar ist.

Aber zurück zu meinen Überlegungen:

Gehen wir von dem Fall aus, der für viele TBS-Anhänger anscheinend inakzeptabel ist: Daß nämlich die TBS tatsächlich nicht "objektiv" – oder wissenschaftlich ausgedrückt: nicht "intersubjektiv" – nachprüfbar sind, und daß sie in der Tat erst in den Köpfen der Einspieler entstehen.

Würde dies eine "Entwertung" bedeuten? Sind sie tatsächlich nur das "Wunschdenken" trauernder oder wißbegieriger Menschen? Ist das, was in unseren Köpfen entsteht, partout weniger wert und weniger wahr als das, was wissenschaftlich beweisbar ist? Und wer gibt es in unsere Köpfe ein?

Zumindest lohnt es sich, mal darüber nachzudenken, ob unser "Selbst", Hirn, Psyche, Seele – was-auch-immer möglicherweise zu Erkenntnissen fähig ist, die über das wissenschaftlich Beweisbare hinausgehen! Daß es auch Wunschdenken gibt, daß unsere Köpfe uns auch Trugbilder vorgaukeln können, muß ja nicht zwangläufig heißen, daß alles, was dort entsteht, Humbug ist!

Noch etwas zu den o.g. Punkten a1, a2, b1, b2, c1, c2: wer kann denn schon sagen, ob eines das andere ausschließt? Selbst wenn z.B. eine TBS definitiv als "Umformung" – also b1 – nachgewiesen werden könnte, sagt dies noch nichts über die anderen aus. Und könnte aufgezeigt werden (was in der Tat bereits Friedrich Jürgensen festgestellt hat), daß eine bestimmte TBS von einem lebenden Menschen stammt, so beweist dies nicht, daß es in allen Fällen ebenso ist. Vorschnelle Verallgemeinerungen sind hier – wie überall – fehl am Platze!

Überhaupt sollte man bei diesem und ähnlichen Themen das im Alltag so nützliche "entweder-oder"-Denken vorübergehend mal außen vor lassen. Auch dazu meine Meinung im 2. Teil.

Es gibt aber m.E. einen Grund, weshalb man das TBS-Phänomen nicht einfach als esoterischen Humbug abtun kann, und der es für Psychologen, Parapsychologen, Philosophen, und Naturwissenschaftler interessant macht, auch wenn sie den Aspekt "Kommunikation mit Jenseitigen" ablehnen. Und dies sind die unter Frage b) schon erwähnen präkognitiven Bezüge und Fremdbezüge. Mit "präkognitiv" ist gemeint: es kommt vor, dass der Experimentator Aussagen hört oder zu hören glaubt, die sich erst im Nachhinein bestätigen. Dass also künftige Ereignisse nachprüfbar vorhergesagt werden.

Ebenso verblüffend sind "Fremdbezüge": Zwei Personen, die einander nicht kennen, die nur in derselben Mailingliste sind, entschließen sich, in Tonbandeinspielungen Fragen zur jeweils anderen Person zu stellen. Mit den Antworten können die Fragenden selbst nichts anfangen. Aber sie mailen sich zu, was sie auf ihre Fragen hin verstanden haben. Und stellen fest: es handelt sich um tatsächliche Ereignisse/Erlebnisse aus dem Leben des anderen!

"Erklärungen" gibt es zu diesem Phänomen noch nicht. Ist es wirklich "nur Zufall"?

Hierzu könnten sich großangelegte Versuchsreihen tatsächlich lohnen. Es sollte zumindest feststellbar sein, ob solche Ergebnisse statistisch "signifikant" erzielt werden.

Interessant wären auch Versuche, um herauszufinden, ob man mit anderen "Techniken" bzw "Praktiken" zu vergleichbaren Ergebnissen kommt.

Aber vermutlich wird es dergleichen Versuche immer nur "im kleinen" geben, von Privatleuten betrieben. Großversuche sind nicht finanzierbar. Denn mit den Ergebnissen kann man keine Waffen bauen, keine Energie einsparen…eben: keine Knete machen!

Ende des 1. Teils. Der 2. Teil handelt mehr davon, was ich persönlich glaube.

Anmerkung: "Zufall" – Die Frage, ob es ihn gibt, ob man an ihn "glaubt" ist irrelevant. Es ist ein Begriff aus der Statistik und somit wertfrei! Und im Alltag ist er nützlich, wenn man ihn in folgendem Sinne braucht: Zufall = ein Zusammentreffen von Personen oder Ereignissen, das von den Beteiligten nicht – oder zumindest nicht bewußt – herbeigeführt wurde, und bei dem auch keine erkennbare willkürliche Beeinflussung von außerhalb vorliegt. Diese Definition läßt alles offen, sogar die Möglichkeit einer göttlichen Fügung.

Ergänzend zu meinem Text über Tonbandstimmen zitiere ich hier aus einer Mail von Stefan B. (Danke, Stefan!;-))

"Zu B: Punkt 1 würde ich nicht speziell auf Umformungen beschränken, sondern allgemein auf nachweisbare, paranormale Einwirkungen auf Tonträger. Eine TBS könnte ja theoretisch auch "direkt" aufs Band gelangen, ohne daß dazu ein vorhandenes Signal "umgeformt" werden muß. Meine Argumentation war ja immer: Wenn TBS tatsächlich durch "Umformung" eines existierenden Signals entstehen, dann müßte es viel häufiger noch TBS ohne Umformung geben, denn vom erzielbaren Signal/Noise-Verhältnis her ist es doch viel günstiger, einen informationslosen Träger zu modulieren als einen, der bereits irgendwelche Signale enthält, die dann auch noch im selben Frequenzspektrum liegen wie die TBS, was dann das "Heraushören" erschwert."

Teil 2: Die Stimmen und ihre Deutung.

Beim Lesen von "Einspielungsprotokollen" fällt dem Laien meistens folgendes auf:

  • die Kürze der einzelnen Phrasen
  • die Wortverstümmelungen
  • die häufig falsche Grammatik
  • die Banalität der Aussagen

Die Skeptiker erklären es damit, dass es sich ohnehin nur um Fehlinterpretationen der aufgenommenen akustischen Signale handelt, welche im realen Gesamtzusammenhang sinnvoll sind (etwa bei Radioaufnahmen ein Vortrag, womöglich in einer Fremdsprache), oder aber dass der Einspielende in irgendein Lautgemisch einen Sinn "hineinhört" (z.B. bei Wassergeplätscher).

Die Spiritisten haben andere Erklärungen: die Schwierigkeit für die Jenseitigen, ihre Informationen mit den angebotenem akustischen "Rohstoff" zu bilden, seien der Grund für Kürze, Wortverstümmelungen und falsche Grammatik.

Zur Banalität der Aussagen: für den Einspielenden selbst sind sie von Bedeutung. Er erwartet keine "Vorträge", sondern Antworten auf seine Fragen – oder auch einfach nur einen Hinweis auf die Existenz des Verstorbenen!

Und an diesem Punkt kann ich aufgrund der eigenen Erfahrungen den Spiritisten nicht Unrecht geben. Das Protokoll einer Einspielung zu lesen, ist eine Sache. Die Stimme eines lieben Verstorbenen zu hören, die Intensität des Gefühls der Aussagen eine andere!

Hinzu kommt, dass gerade die banalen Äußerungen für den Einspielenden sehr viel mehr Beweiskraft haben, als es volltönende Predigten wären!

Ein fiktives Beispiel für eine banale Aussage wäre: der Einspieler hört etwas, das ebenso klingt, wie die Stimme seiner verstorbenen Mutter, die sagt: "Bernd! Ladentür zumachen!"

Der reale Hintergrund: der Einspielende führt das Geschäft seiner Mutter weiter. In der Vergangenheit hat er manchmal vergessen, abends die Tür zu abzuschließen.

Ist eine solche Aussage nicht tatsächlich "evidenter" als es irgendein Getöne über Gott und den Himmel wäre?

Und nun kurz zu meinen eigenen Erfahrungen so in der Zeit 1989/90. Da die Verwandten meines verstorbenen Freundes noch leben, möchte ich keine Details berichten. Das Motiv für meine Einspielungen war nur: ich wollte wissen, existiert er, und geht es ihm gut?

Ich hatte zunächst nur einen billigen Radiorecorder zur Verfügung. Trotzdem bekam ich nach einigen Tagen die ersten "Stimmen". Die Stimme von meinem Freund selbst war immer nur schwaches Raunen oder Flüstern – aber mit welchem Ausdruck! Meist waren es andere, fremde Stimmen, die aber mich mit Namen ansprachen und seinen Namen in einem Satz oder Ausruf nannten. Was die Namen angeht: er und ich hatten füreinander sehr ausgefallene "Spitznamen" erfunden. Die wurden von den "Stimmen" nun benutzt, obwohl ich manchmal auch nur mit "Ilse", "Ille", "Illeken" angesprochen wurde.

Später benutzte ich leihweise einen guten Recorder und ein Sennheiser-Mikrofon. Damit hörte ich dann auch erstmalig die Stimmen von Mutter und Oma, die mir mit kurzen Ausrufen versicherten: "Dein (Spitzname des Freundes) – bei uns!"

Ich wohnte damals allein und muss etwas beschämt zugeben, dass ich mich stimmungsmäßig ziemlich hab gehen lassen. Als ich bei einer Einspielung hemmungslos heulte, hörte ich hinterher auf der Kassette das Flüstern meines Freundes, Zurufe von fremden Frauen und schließlich eine mir fremde Männerstimme, die sehr deutlich sagte: "Xxxx (mein Spitzname)! … Dein Yyyy (sein Spitzname) hat dich g'rade getreten! Ilseken! Ilse!"

Der Ausdruck ist eine Art komische Verzweiflung, so als ob er sagen wollte: "Kannste nicht aufhören mit dem Geflenne? Ist sowas von unbegründet!"

So hab ich's wenigstens interpretiert.

Irgendwann – nach etwa anderthalb Jahren – kamen keine Stimmen mehr! Nichts! Ich versuchte, ich hörte ab, Abend für Abend, es war aus!

Nach anfänglicher Verzweiflung darüber sagte ich mir jedoch eines Tages: ich hab doch erfahren, was ich wissen wollte. Was verplempere ich jetzt noch Zeit damit? Es gibt Wichtigeres zu tun.

Und von da an war Schluss damit.

Was ich wohl noch getan habe: ich habe Stefan B. vom VTF veranlasst, eine TBS-Mailingliste zu schaffen. (einen eigenen PC hatte ich noch nicht, aber ich benutzte einen anderweitig). Ich suchte den Erfahrungsaustausch mit anderen Einspielern. Die Liste existiert übrigens noch, aber es ist nicht mehr sehr lebendig dort. Das war zu Beginn ganz anders! Es war aber auch anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Mitglieder vertraten größtenteils nicht die spiritistische Deutung des Phänomens. Wir hatten einen Physiker, einen Informatiker, einen Schriftsteller, einen sehr wissenschaftlich orientieren Parapsychologen und andere interessante Leute dort, die experimentieren und debattierten. Es war, wie gesagt, nicht, was ich erwartet hatte, und trotzdem war es hochinteressant.

Der Schriftsteller vertrat die Ansicht, dass die TBS tatsächlich erst in unseren Köpfen entstehen. Er benutze übrigens das Phänomen und seine Deutung in einem Roman*.

Der Physiker war derjenige, der zusammen mit einem weiblichen Mitglied Experimente zum Phänomen der präkognitiven und Fremdbezüge unternahm, mit sehr verblüffenden Ergebnissen.

Der Parapsychologe holte uns immer wieder auf den soliden Boden der Wissenschaftlichkeit zurück, wenn wir (besonders ich ;-)) in spiritistische Deutungen verfielen.

Der Informatiker beschäftige sich u.a. mit der Verbesserung der Technik – heute wird auf dem Sektor viel mit PC gearbeitet.

Ein anderer vertiefte sich in wahrnehmungspsychologische Forschungen. Seine Beiträge waren für mich äußerst schwierig zu verstehen, aber ich habe sie letztendlich doch kapiert.

Im Nachhinein bin ich froh, damals nicht in einem Spiritistenverein gelandet zu sein. Ich habe von den Teilnehmern der Mailingliste viel gelernt, und wenn meine Deutung auch heute noch "spiritistisch" ist, so toleriere ich auch andere Positionen und missioniere nicht.

Um auf Teil 1. zurückzukommen: mir ist es egal, ob die Stimmen, die ich gehört habe (und heute immer noch unverändert höre, wenn ich mir mal wieder die Kassetten vornehme), echte "Umformungen" sind, ob sie "Zufallsergebnisse" sind, ob sie mit meinem "Wunschdenken" übereinstimmen, oder was auch immer.

Ich glaube nämlich, dass für eine Person eine "Botschaft" sein kann, was für Andere Teil der normalen, auf bekannten Naturgesetzen beruhenden, kausalen Wirklichkeit ist. Ferner schließe ich nicht aus, dass alle in Teil 1 genannten Möglichkeiten hier und da zutreffen können, aber eben nicht immer!

*) Der oben erwähnte Roman heißt: "Karl May und der Wettermacher". Der Schriftsteller, Jürgen Heinzerling, ist leider inzwischen verstorben.

Quelle: www.ci-jou.de (18. und 22.05.2009)


(Erschienen in der VTF-Post P 138, Ausgabe 1/2010)