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Zum Handlungsbedarf der Tonbandstimmenforschung im neuen Jahrtausend

von Hans-Jürgen Lenhardt

Ich bin 45 Jahre alt, Mitglied des VTF seit 1993 und seitdem praktizierender Einspieler. Ich betrachte mich als einen mit gesunder Skepsis an Parapsychologie Interessierten, der Dogmen in die eine oder andere Richtung für unkonstruktiv hält. Ich habe in dieser Zeit die verschiedensten Einspieler und Einspielgruppen auch außerhalb des VTF kennen gelernt und bin oft mit interessierten Außenstehenden und Skeptikern in Diskussion getreten. Bei mir haben sich dadurch immer wieder folgende Überlegungen zum Handlungsbedarf der Tonbandstimmenforschung (TSF) verdichtet, die ich einmal als Anregung präsentieren möchte.

  • Verjüngung der Mitgliedschaft
  • Öffnung zu Skeptikern und Nachbarwissenschaften
  • Professionalisierung der Forschungsarbeit und Einspielpraxis
  • Verstärkung der öffentlichen und wissenschaftlichen Akzeptanz
  • Auswertung der Inhalte der Durchsagen

Im Kreis der an TSF Interessierten sind diejenigen, die entweder im Rentenalter stehen oder zumindest in der zweiten Hälfte des Berufslebens, vermutlich überrepräsentiert. Dies ist auch logisch, ist man doch mit zunehmendem Alter dem Tod näher, hat auch schon nahestehende Menschen verloren und findet mit dieser Methode gewiss Trost gegenüber dem Verlust von geliebten Personen. Doch für eine Zukunft benötigt ein Verein auch jüngerem Nachwuchs, so auch der VTF. Hiermit tut sich der Verein unter Umständen schwer.

Verjüngung der Mitgliedschaft

Die Grundfrage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, beschäftigt aber gewiss auch jüngere Menschen und sollte es auch tun.

Im gesellschaftlichen Sinne könnte der Verein mit seinem Interesse an der Thematik um das Jenseits herum ja auch dazu beitragen, die Tabuisierung und Verdrängung des Todes sowie die Angst davor abzubauen. Insofern könnte er sich integrativ einmal (wie schon mit esoterischen Themen) z. B. mit Fragen der Sterbehilfe, des Sterbens in Würde in all seinen Facetten beschäftigen und damit auch auf die Jugend zugehen, um anzunehmende Defizite im Bewusstsein zu dieser Thematik aufzuarbeiten. Es ist doch so, dass die Jugend in der Öffentlichkeit (durch Werbung u. Medien) immer mehr an Bedeutung gewinnt, während in Wirklichkeit der Anteil älterer Menschen wächst. Hier entstehen zwangsläufig unnötige Kluften zwischen den Generationen.

Bei der Frage, mit welchem Interesse Jüngere an die Thematik unseres Vereines herantreten würden, ergibt sich für mich zunächst die Grundfrage nach dem Ob und Wie des Weiterlebens nach dem Tod, denn diese betrifft schließlich jeden Menschen. Beim Ob nützt es jedoch nichts, dass recht viele Einspieler die Tonbandstimmen nur noch auf die Glaubensfrage reduzieren und sich für Beweisarbeit oder Fortschritte in der Grundlagenforschung nicht mehr interessieren.

Die Einstellung, die ich schon oft vorfand: "Für mich ist das längst bewiesen und ich muss mir keine neuen Beweise mehr suchen. Man muss nun mal dran glauben, damit einem die Stimmen was sagen." mag man persönlich haben können, für die Außenwirkung des Vereins ist sie eher schädlich. Man wird die heutige Generation nicht damit hinterm Ofen hervorlocken.

Für derartig wagemutige Behauptungen wie, dass sich Verstorbene melden können, muss man schon ein bisschen mehr bieten, um dies gerade von neugierigen, aber kritisch eingestellten Menschen abgenommen zu bekommen. Hier sollte der Verein in seiner Außenwirkung vermitteln, dass man Argumente und Bedenken zugleich nennen kann und im gleichen Sinne alternative Ansichten zur eigenen Urteilsbildung zu beidem anbieten kann. Keine Bevormundung, sondern objektive Information als Serviceangebot also. Dies wirkt für einen ausgewiesenen Forschungsverein seriöser.

In diesem Sinne finde ich auch, dass einem die Stimmen was sagen müssen, bevor man dran glauben kann, und nicht umgekehrt, denn wer ohne jede gesunde Skepsis daran glaubt, weil er es nur mal erlebt hat und so etwas als aufregend empfindet, der wird im weiteren verführt sein, nur zu gerne kritiklos und inflationär Stimmen zu hören, wo keine sind. Wer ständig nur auf umfangreiche Durchsagen aus ist, sollte sich eher dem Channeling u.ä. zuwenden, das ich allerdings für schwer erforschbar halte.

Für den Trost im Alter und um die Angst vorm Jenseits zu verlieren, mag die reine Glaubenseinstellung o.k. sein, um andere in die Tonbandstimmenforschung einzuführen, halte ich sie eher für kontraproduktiv, wenn nicht sogar für bedenklich, da unter den Neulingen immer Leute sein können, die aus Ich-Schwäche und Ratlosigkeit ihre Eigenverantwortung nur zu gerne an höhere Mächte abgeben. In diesem Sinne sollte jeder ehrenamtliche Berater des Vereins sich seiner Verantwortung bewusst sein.

Ich denke, dass für jüngere Leute das Nachdenken über die Möglichkeit von Jenseitskontakten eher ein Abwägen ist und vergleichende Argumente braucht. Die Zeit, wo esoterische Themen im Privatfernsehen als oberflächlich recherchiertes, einseitig argumentierendes und sensationslüsternes Spektakel für Leichtgläubige vermittelt wurden, hat stark abgenommen. An Leichtgläubigen oder gar Sektierern sollte nun der VTF auch nicht interessiert sein. Eher an Seriosität und Offenheit anstrebenden Mitgliedern. Deshalb sollte der VTF sich nicht zu sehr als Glaubensbrüdergemeinschaft präsentieren, sondern als Anlaufstelle für an sachlicher Forschung Interessierte, wo man sich selbst ein Bild machen kann. Dazu halte ich auch eine breiter angelegte Förderung der Stimmenanalyse mittels Computer für die Mitglieder für angebracht. Dies kommt einer jüngeren Mitgliedschaft logischerweise entgegen. Bestehende Einspielkreise sollten motiviert werden, sich dieses Mittels zu bedienen. Doch von alleine kommt nichts. Die Weiterbildung, Vereinfachung der Bedienungsinformation und Zugänglichmachung der Software müssten dazu verstärkt werden. Computertechnologie sollte dabei nicht unbedingt eine Frage des Alters sein; das wäre schade.

Öffnung zu Skeptikern und Nachbarwissenschaften

Ferner wäre ich dafür, das Tagungsprogramm und das Mitteilungsblatt als die Diskussionsforen offener zu machen und statt relativ allgemeinen Nachbarthemen auch einmal professionelle Skeptiker der Parapsychologie oder erfahrene Journalisten einzuladen für moderierte Podiumsdiskussionen oder Beiträge, um die Denkansätze zu erweitern und die eigenen Herangehensweisen zu prüfen. Auch halte ich diesbezüglich Kontakte mit Wahrnehmungspsychologen und Linguisten für unbedingt wichtig. Deren Erkenntnisse über Wahrnehmungstäuschung und wissenschaftlicher Genauigkeit im Umgang mit solchen Themen können von großem Wert sein.

Um deren Bereitschaft zu erhöhen, müsste ihnen vermittelt werden, dass ihre (alternative) Ansicht ausdrücklich erwünscht ist und es auch für sie eine Horizonterweiterung sein könnte. In Zeiten des globalen Denkens und damit internationalen Gedankenaustausches sollten auch wir uns eher als vermittelndes Forum konkurrierender Ansichten verstehen, denn als reine Selbstdarstellung. Vielleicht ergeben sich ja unerwartete Kooperationen und Abbau von Vorurteilen.

Natürlich weigern sich viele Wissenschaftler, weil sie um ihren Ruf fürchten. Sie haben es - nach ihrer Sichtweise - auch nicht nötig, sich mit Glaubensbrüdergemeinschaften auseinander zu setzen, die nur ihre Angst vermitteln, etwas widerlegt zu bekommen. (Deshalb sollte man sich auch nie nach außen so präsentieren. Zur Außenwirkung trägt aber jeder bei, der außerhalb des Vereins über das Thema kommuniziert.) Es gibt garantiert genügend versteckte Ecken und Randgebiete der Wissenschaft, wo weltweit an Fragen, die unsere Thematik stark betreffen, geforscht wird und wo bisher zu wenig an Kooperation versucht wurde. Dies zu finden, ist natürlich Arbeit.

Es sollte uns aber interessieren, welche Erkenntnisse z. B. in der Wahrnehmungspsychologie und Linguistik zu Prozessen vorliegen, die die gesamte Einspielsituation betreffen und damit auch den Einspieler selbst.

Besonders die Radiostimmen sind anfällig für Missdeutungen. Zur Evaluation der Wortdeutungen bzw. Formulierung des Gehörten von Einspielungen wäre es z. B. für Linguisten eine Mindestvoraussetzung, in einem Test ein Tonbandstimmenbeispiel von mindestens zehn aus verschiedenen Sprachkulturen stammenden Leuten abhören und wiedergeben zu lassen, um eine Eindeutigkeit der Interpretation überhaupt bei Erfolg akzeptieren zu können.

Davon sind wir weit entfernt. Wissenschaftliche Standards wie eine gewisse Quantität von Tests, Doppelblindversuche, geringe Fehlerquote (5 %) und erfolgreiche Wiederholbarkeit des Versuchs dürften in der vereinsinternen Forschung schwer zu ermöglichen sein. Daher muss der Verein Denkanstöße geben und diejenigen motivieren, die solche Standards ermöglichen können und auf den akademischen Bereich einwirken.

Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass der wichtigste Teil des Hör-Verständnisprozesses mit dem Gehirn und weniger mit dem Ohr erfolgt. Es gibt Forschungen in der Wahrnehmungspsychologie, die erkennen lassen, dass das Gehirn in Kommunikationsprozessen Artikulationsunterschiede glättet und den gewohnten Erwartungen in der Wahrnehmung anpasst. Akustische Störungen, Undeutlichkeiten der Aussprache usw. werden sozusagen geglättet und ergänzt ohne dass uns diese Prozesse bewusst auffallen.

Wir ergänzen also sozusagen ausgefallene Satzteile, die logischen Interpretationen kompensieren Mitteilungslücken nach gewohnten Mustern, ohne dass wir uns auf die Richtigkeit der Kompensation gegenüber dem tatsächlichen Mitteilungsinhalt vollständig verlassen können. Männer nehmen z.B. auch anders als Frauen die gehörte Information auf. Der Effekt, dass Menschen (in der normalen Kommunikation) in einer ihnen nicht bekannten Fremdsprache ständig Worte der eigenen Sprache heraushören, ist schon länger als Konfabulation bekannt. Es gibt auch Menschen, die ständig nicht vorhandene Geräusche (wie Klopfen, Rufen, Klingeln) aus vorhandenem Geräuschhintergrund heraushören. Auch diese Effekte sind längst untersucht. Dies sollte Teil einer kritischen Stimmenanalyse und nicht als Zerpflücken unseres Kenntnisstandes aufgenommen werden.

Unter Umständen kann es halt dazu führen, dass wir uns ernsthaft forschend nur noch mit reinen Mikrofoneinspielungen oder Rückwärtsstimmen beschäftigen können.) Wenn ich demgegenüber aber öfters Ansichten höre, dass es schon o.k. ist, wenn in einer Gruppe jeder bei einer angenommenen Stimme etwas anderes versteht, weil angeblich die gleiche "Stimme" für jeden Anwesenden einen anderen Satz bzw. eine andere Botschaft offenbaren kann, dann ist das für mich in etwa das andere Ende der Skala, wie wir uns betätigen können. In diesem Sinne geht es also um die Professionalisierung der Forschungsarbeit und Einspielpraxis, damit diese auch öffentlich noch stärker akzeptiert werden kann.

Der VTF ist nun 26 Jahre alt! Die wissenschaftliche Anerkennung des Phänomens ist im Grunde ausgeblieben, lediglich in Einzelfällen gab es wohl Untersuchungen und journalistische Akzeptanz, aber keine ausgewiesen akademische, dauerhafte Forschung wie z.B. im Bereich der Parapsychologie, von deren Untersuchungsmethoden durchaus übrigens Inspirationen ausgehen könnten. Das Vereinsleben ist geprägt von einer Koexistenz von lediglich an eigener Praxis Interessierten, die den mehrheitlichen Anteil bilden, und Einspielern, die an Erkenntnissen über den Vorgang interessiert sind, wobei die Frage ist, wie hoch die Bereitschaft ist, jegliche Wahrheit zu akzeptieren.

Professionalisierung der Einspielpraxis und Forschungsarbeit

Ansprüche an einer Wahrheitssuche im Sinne akademischer Forschung beinhalten heutzutage, daß der Forscher selbst auch Teil und Gegenstand der Forschung sein sollte, damit seine eigene Funktion und eventuelles Fehlverhalten und unbewußte Erwartungshaltungen reflektiert werden können. In diesem Sinne gehört es zum Standard, nur Interpretationen von Versuchsergebnissen zuzulassen, die nicht widerlegt sind. Um dies zu können, muß man sich nun mal die umfangreiche Arbeit machen und erst alle anderen infrage kommenden Interpretationsmöglichkeiten prüfen und widerlegen können, so daß nicht eine, wenn auch für das eigene Interesse eventuell eher unerwartete oder unangenehme Theorie nicht doch infrage käme. Dies ist nur möglich, wenn man über die eigene Wissenschaftsdomäne hinausgeht und spartenübergreifend arbeitet. (Dieser Anspruch gilt natürlich auch für Skeptiker unserer Thematik!)

Mir scheint jedenfalls wichtig zu sein, daß zukünftig die Forschung über das Wie, also die Entstehung der Tonbandstimmen, noch breiter strukturiert wird und dabei nicht nur physikalische Herangehensweisen im Blickpunkt stehen sollten. Klar ist der Computer ein Hilfsmittel, das uns große Schritte voranbringt, aber Hören und Verstehen sind immer noch menschliche Vorgänge. Mir fällt auf, daß die Objekte unserer Untersuchungen a) die Tonbandstimmen und ihre Formen sowie b) die dazu notwendige Technik zur Aufnahme und Auswertung derart im Mittelpunkt stehen, daß der Einspieler als Teil des Versuches kaum Objekt der Forschung ist. Ein Verein, der sich der Erforschung eines Phänomens widmet und das Ganze nicht als Partyspiel begreift, sollte eigentlich alle Anteile gleich im Auge haben. Insofern betone ich noch mal, daß wahrnehmungspsychologische, sozialpsychologische und linguistische Erkenntnisse wesentlich mehr einbezogen werden müssten. So sollte auch viel mehr als bisher aufgegriffen werden, z. B. bei Radioeinspielungen die Bedeutungsebene der gesendeten Sprache mit zu überprüfen. Man könnte bewußt einen Sender in einer bestimmten Sprache auswählen (die dem Einspieler nicht geläufig sein sollte) und unter Einsatz eines Dolmetschers die Stimmenbeispiele bzw. ganze Einspielung auswerten. Der Hypothese, daß es keine eigentlichen Umformungen, sondern a) nur gehäufte Übereinstimmungen von gesendeter Fremdsprache und Muttersprache des Einspielers gibt, die durch Verfremdungen bzw. "Verundeutlichungen" durch die Raumakustik usw. ähnlich erscheinen und b) gleichzeitig im "richtigen Moment" auftreten, also sinnvolle Deutungen zur gestellten Frage als synchroner Vorgang hin zulassen, könnte hier genauer geprüft werden. (Wobei man auch mal Versuche mit anderen als deutschen Einspielern machen sollte.) Auch Untersuchungen der Gehirnzustände von Einspielern (z.B. bei Stummeinspielungen ohne Fragen und Radio, nur mit Mikro) wären interessant, wenn sich eine Korrelation zwischen einer geglückten Mikrofonstimme und einer zeitgleichen eindeutigen Veränderung in den Aufzeichnungen zur Hirntätigkeit ergäbe. Ebenso könnte interessant sein, ob angenommene mediale Begabungen und auch die Energie mehrerer Einspieler eine Auswirkung auf Ergebnisse haben. Es wundert mich auch, daß über die Abschirmung der Einspielgeräte gegen zufälligen Funkverkehr und die grafische Analyse von Sprachaufnahmen kaum mehr gesprochen wird. Dies dürfte sich vielleicht bei Mikrofonstimmen lohnen und wäre Grundvoraussetzung für beweisorientierte Einspielungen.

Verstärkung der öffentlichen und wissenschaftlichen Akzeptanz

Was der Verein an Öffentlichkeitsarbeit leisten kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber es wäre wünschenswert, wenn

  • das Thema im öffentlichen Bewußtsein sich größere Geltung verschaffen kann und unter Umständen den Aufmerksamkeitsgrad von UFO-Phänomenen, Astrologie oder den Kornkreisen erhält, da es eines der wenigen parapsychologischen Phänomene ist, wo das Erleben des Phänomens durch gezielte Versuche in einem relativ hohen Grad möglich ist und nicht ausschließlich von unerwartetem Erscheinen außerhalb von Versuchsanordnungen geschieht,
  • ein Durchbruch dahingehend gelingt, daß sich offizielle Wissenschaft dem Phänomen in akzeptablem Engagement annimmt. Hierzu müssen Kontakte gesucht werden statt ewig von überkommenen Polarisierungen auszugehen. Versuche mit wissenschaftlichen Standards sollten gesucht werden anstatt sie als nicht anwendbar abzutun. (Umgekehrt müssen Skeptiker lernen, daß logische Argumentationen ohne eigene Versuche nach eigenen Ansprüchen das Phänomen längst nicht widerlegen.)
  • in den nächsten beiden Jahrzehnten noch einige Durchbrüche in der Belegung und Erklärung des Phänomens gelängen, am ehesten, indem sich die Forschung in weiterer wissenschaftlicher Sparten annimmt,
  • der Verein neues und auch jüngeres Publikum findet, indem er Fragen des Weltbildes aufnimmt und ein tolerantes Diskussionsforum für unterschiedliche, aber an der Esoterik und Parapsychologie interessierte Einstellungen wird.
Einfluß auf Weltbildfragen durch eine inhaltliche Auswertung der Durchsagen

Um noch mal zur Motivation eines jüngeren Publikums zu kommen: Ich kann mir vorstellen, daß dazu die Fragen, wie sich das eigene Weltbild durch die Erfahrung mit dem Phänomen der Tonbandstimmen als Kontakt zum Jenseits gestaltet und welche Botschaften dabei an uns vermittelt zu werden scheinen, am ehesten von Interesse sind. Es besteht dabei garantiert ein Bedürfnis, Erkenntnisse aus all den Einspielungen über den Zustand im jenseitigen Leben zu bekommen wie auch über das Wissen und die Ansichten der Jenseitigen, ihre Fähigkeiten, ihre Teilnahme an unserem Leben oder die Art, von ihrer Seite her mit uns Kontakt aufzunehmen. Dies natürlich zunächst nur unter der Annahme der spiritistischen Hypothese zur Erklärung des Phänomens. Zwar kann ich mir vorstellen, daß es zu jeder Frage ein denkbar breites, wenn nicht sogar widersprüchliches Spektrum von Aussagen gibt, aber vielleicht gibt es doch erkennbare mehrheitliche Tendenzen.

Auswertung der Inhalte der Durchsagen

Der Verein sollte sich daher auch stärker einer inhaltlichen Auswertung der Durchsagen widmen. Es liegen gewiß Unmengen von erstaunlichen und bewegenden Aussagen vor und es wird gewiß Wege geben, wenigstens eine gewisse Menge zu einer verwertbaren Analyse zusammenzutragen. Sollten sich gewisse Botschaften und Erklärungen verdichten, wäre dies gewiß von großem Interesse und würde auch vielleicht mehr motivieren, über die relativ verbreiteten Grußbotschaften mit verstorbenen Angehörigen hinaus zu kommunizieren. So könnte versucht werden, Hypothesen z. B. über gewisse Fragen des Zustandes nach dem Tod, der Möglichkeiten der Jenseitigen usw. aufzustellen. Ich kann hier exemplarisch nur einige mögliche Kategorien aus den sich in meinem Archiv ergebenen Thematiken andeuten.

Zu den Vorstellungen über das Jenseits

Immer wieder wird das Erleben des Jenseits durch die Verstorbenen mit dem Liegen in der Sonne verglichen und man spricht von Glückszuständen. Das Erwachen nach dem Tod wird als sanfter Prozeß beschrieben, wo man die Probleme hinter sich lassen konnte und daß man vor dem Tod keine Angst haben muß. Darstellungen über jenseitige Seinszustände wie sie in Filmen vermittelt werden (geisthaftes Begleiten von Lebenden usw.), scheinen allerdings nicht zu stimmen. Auf Anfrage bekam ich einmal die Antwort: "Weitersuchen!" Die Intensität, mit der Menschen Gefühle wie Sexualität umsetzen, wird wohl im Jenseits alternativ erlebt. Auf eine entsprechende Frage kam z. B. die Antwort: "Es geht nur um Elan!" Weitere Aussagen lassen vermuten, daß das Jenseits der Selbstfindung zu dienen scheint. Unter Umständen realisieren sich die Toten ihre Träume als Menschen, da sie jetzt keine Kompromisse mehr zu machen brauchen. Möglicherweise ist man ja auch in einem Zustand, wo Kategorien wie gut und böse, arm und reich, winner or looser völlig uninteressant geworden sind und die Selbstfindung nach anderen Maßstäben stattfindet.

Zu Beweisen für das Phänomen

Besonders in meiner von eher skeptischer Haltung geprägten Anfangszeit überraschten mich die Jenseitigen immer wieder mit Durchsagen, die in ihrer Beweiskraft geschickt gewählt waren. So sangen sie einmal die Nummer des Zählwerkes, das genau in diesem Moment am Gerät erschien oder sie bestätigten mir richtigerweise einmal, was ich zuletzt getrunken hatte und kommentierten dies sogar hernach noch mit: "Beim Glauben ist dir geholfen!". Auch ein Gast wurde einmal mit Namen persönlich angesprochen, ebenso mein Vor- und Nachname zusammen.

Äußerungen zu anderen Phänomenen

Zu den Kornkreisen wurde mir mehrfach gedeutet, lieber nicht zu fragen. Prominente mit paranormalen Fähigkeiten wurden heftig kritisiert, so wurden der Wunderheiler Borgos und der Einspieler von Jenseitsbildern auf Video, Klaus Schreiber, als Betrüger beschrieben. Die Fernheilung als Phänomen und Möglichkeit wurde mir dagegen eher bestätigt.

Rückwärtsstimmen

Sie sind ein gar nicht so seltenes Phänomen, das sich mit Hilfe des Computers besonders gut prüfen läßt. Die Aussagen sind meist weniger informativ, beziehen sie sich doch in der überwiegenden Mehrheit auf das Phänomen selbst. Offenbar freuen sich die Jenseitigen, mit dieser Möglichkeit bei denjenigen, die sich hieran versuchen, noch ein bißchen mehr überzeugen zu können. Mehr wollen sie vielleicht damit nicht sagen, möglicherweise wäre dies auch zu schwer für sie umzusetzen. Aussagen wie "Da siehst du’s ja!" (als Umkehrung meines Namens) oder "Diese Nachricht hört Ihr?" (als Umkehrung von "Wollen wir sprechen Hans!") sind typisch.

Hilfen der Jenseitigen beim Einspielen

Abgesehen davon, daß sie Meldung geben, wenn jemand nicht zu sprechen ist oder sie selbst nicht können (was aber ein Widerspruch in sich wäre), gibt es z.B. keine Hinweise, daß es einer bestimmten Frequenz zur Radioeinspielung bedarf. Es gibt Hinweise, daß man beim Aufsprechen von Fragen nur so laut reden sollte, daß man die Radiostimme später auf dem Band sich noch artikulieren hören können sollte, wohl weil oft schon Durchsagen im Moment der Fragestellung möglich sind. Es gibt auch Hinweise, daß die Jenseitigen ihre Möglichkeiten einzusetzen wissen, egal ob wir zum Einspielen viele Möglichkeiten austesten oder nicht. Die Effizienz der Radiomethode wird des öfteren bestätigt. Ein Wechseln des Senders während der Einspielung (Gründe: schlechter Empfang, nur noch Instrumentalmusik o.ä.) scheint nichts auszumachen.

Beobachtungen von uns durch die Toten

Ein weiteres Grundthema. Immer wieder kommentieren sie unser Alltagsleben und zeigen damit, daß sie an uns teilhaben. Sie vermitteln zu wissen, wo wir sind und was wir tun. So nahm man sogar einmal wahr, daß ich beim Friseur war und viel abschneiden ließ: "Haare so kurz!" Moralische Kommentare zur Art und Weise, wie das gesellschaftliche Leben auf unserem Planeten abläuft, habe ich allerdings sehr selten bekommen.

Vorhersagen und Lebenshilfe

Dies ist denke ich, von den fragenden Personen abhängig. Einspieler, die oft einspielen oder oft für andere zukunftsbezogene Fragen stellen, bekommen auch öfter Voraussagen oder gutgemeinte Ratschläge. Dies trifft aber nicht generell zu. Manchmal entsteht wie auch bei Anfragen um Ratschläge der Eindruck, die Jenseitigen legen Wert darauf, daß man sich nicht zu sehr von überirdischen Kräften leiten läßt, sondern seine Entscheidungen nach wie vor nach eingehender Überlegung und in eigener Verantwortung trifft. Oft sind Ratschläge deshalb eher allgemein formulierte Denkanstöße ähnlich den Aphorismen. Konkrete Lebenshilfen und Zukunftsvisionen können schließlich auch zu gefährlichen Abhängigkeiten in den eigenen Entscheidungen führen.

Grüße

Manchmal entsteht aber der Eindruck, sie wollen uns hauptsächlich grüßen. Dies hängt natürlich damit zusammen, daß die meisten Einspieler dies auch vornehmlich als Botschaft wollen und drüben ein ähnliches Bedürfnis verbreitet sein könnte. Die Grundbotschaft ist dabei: Die Toten leben! Daß wir dies in unser Weltbild einbauen, scheint ihr Hauptanliegen zu sein. Daß die Durchsagen durchschnittlich sehr kurz sind - selten gehen sie über einen Satz hinaus - hängt natürlich auch damit zusammen, daß die Übermittlungsbedingungen auch für die Jenseitigen in dieser Mitteilungsform manchmal nicht mehr zulassen könnten.

Zur Funktionsweise der Verbindungen

Mir sind Stimmen bekannt, die z. B. das Heliumgas erwähnen, welches sich ja stark auf die Stimmbildung auswirkt, sogenannte Micky Maus-Stimmen erzeugt und von der Sonne ausgestoßen wird. Die Sonne besteht hauptsächlich daraus und Helium ist im Weltall übermäßig vorhanden. Wir atmen es auch ständig ein und Taucher vermischen es mit dem Sauerstoff zur Atmung. Bleibt man bei der Annahme akustischer Umformungen abgestrahlten Klangs, so könnten vielleicht bestimmte Wetterlagen das Gas in erhöhtem Anteil in die Atmosphäre bringen und die Energien der Jenseitigen auf dessen Atome besonders gut "surfen" lassen. Doch ist dies rein hypothetisch.

Melden von bestimmten angerufenen Personen

Es melden sich verstorbene Bekannte und Verwandte wie auch bekannte Personen des Zeitgeschehens. Daß dies grundsätzlich jederzeit möglich ist, wurde mir bestätigt. Bei letzteren muß aber ein Stimmenvergleich mit Originalaufnahmen dringend angeraten werden. Die Stimme von persönlich bekannten Personen wieder zu erkennen, ist natürlich auch nicht unproblematisch. Ich habe nur eine einzige Aufnahme, wo ich glaube, eine Stimme wieder zu erkennen. Ich habe allerdings eher Aufnahmen, wo sinnvolle Bezüge zur Frage kamen, aber nicht mit der Stimme der befragten Person geantwortet wurde. Interessant sind persönliche Botschaften, die z.B. nur bei enger Bekanntschaft identifizierbar sind (Durchsage von Spitznamen und nur Wenigen bekanntes Wissen). Ich habe allerdings bemerkt, daß sich Stimmen, die sich bei Radioeinspielungen hineindrängen (also keine Umformungen der laufenden Sprechersprache sind) derart stark ähneln, daß man sie durchaus klanglich wiedererkennen kann. Dies geschieht unabhängig vom eingestellten Sender und daher vom Tonmaterial, dem Geschlecht des Sprechers oder der Nationalsprache des Senders.

Frisch Verstorbene melden sich relativ gut, aber beileibe nicht jeder scheint gestört werden zu wollen bzw. ist schon so richtig im Jenseits orientiert.


(Erschienen in der VTF-Post P 101, Ausgabe 4/2000 und P 102, Ausgabe 1/2001)